Noch schweigen sie zur Tat. Vater Günther O. und sein Sohn Daniel wollen erst zu einem späteren Zeitpunkt erklären, ob sie für den brutalen Mord an der 23 Jahre alten Madeleine W. aus Resser Mark verantwortlich sind. Mehr als diese Information ihrer Anwälte bekam das Essener Schwurgericht am Mittwoch zum Prozessauftakt von den Angeklagten nicht zu hören.
Der Tod seiner Stieftochter, die ermordet in seinem Schrebergarten in Essen-Dellwig in einer Grube unter Beton und Erde gefunden wurde, scheint den 47 Jahre alten Günther O. nicht weiter zu berühren. Betont desinteressiert gibt er sich, daran ändern auch die voll besetzten Zuhörerplätze im Schwurgerichtssaal 101 des Essener Landgerichtes nicht. Auch im Ermittlungsverfahren hat er nichts gesagt.
Sein leiblicher Sohn Daniel hat im Februar immerhin beim Haftrichter eine Aussage abgelegt. Allerdings hat er damals jegliche strafrechtliche Verantwortung zurückgewiesen. Richter Andreas Labentz liest das Vernehmungsprotokoll am Mittwoch vor. Dabei räumt der 22-Jährige ein, seiner Stiefschwester Madeleine am 11. Februar morgens um neun Uhr am Hauptbahnhof Gelsenkirchen eine Falle gestellt zu haben. Das sei aber nur geschehen, weil der Vater eine Aussprache mit ihr geplant habe. Madeleine habe schließlich der Fahrt zum Schrebergarten in Essen-Dellwig zugestimmt, weil auch die Mutter an dem Gespräch teilnehmen sollte. Den Schrebergarten hätte er früh verlassen, weil der Vater ihm gesagt hätte, er solle die Mutter holen. Dazu kam es aber nicht.
Staatsanwältin Birgit Jürgens glaubt, diese Aussage widerlegen zu können. Die direkte Beteiligung am Mord kann sie ihm offenbar nicht nachweisen, deshalb lautet ihre Anklage gegen Daniel O. auf Beihilfe zum Mord. Das bedeutet, dass er von der geplanten Tat des Vaters gewusst haben müsste.
Ungewöhnlich ist der Antrag, den Rechtsanwalt Patrick Weiß bei Gericht eingereicht hat. Er vertritt in der Nebenklage die Ehefrau von Günther O., Mutter des zweiten Angeklagten und der getöteten Madeleine. „Sie will nicht in Anwesenheit ihres Mannes aussagen, sondern per Video aus einem Nebenraum in den Gerichtssaal geschaltet werden“, zitiert Richter Labentz aus dem Antrag.
Vielleicht scheut sie auch die Öffentlichkeit. In Internetforen war sie nach der Tat oft kritisiert worden. Viele fragten sich, ob sie bei den beengten Wohnverhältnissen wirklich nicht mitbekommen haben soll, dass ihr Mann Madeleine jahrelang sexuell missbraucht haben soll. Und bitter stieß vielen auf, dass einer ihrer Facebook-Einträge Desinteresse am Schicksal Madeleines vermuten ließ, als diese noch als vermisst galt. Einen Tag bevor die Leiche ihrer Tochter gefunden wurde, soll sie nämlich gepostet haben, dass sie Hunger hätte: „Kann mir jemand einen Döner bringen? Mir ist langweilig.“