Dass das Land den sechsstreifigen A40-Ausbau abschnittsweise plant, macht die SPD im Westen misstrauisch. Man fürchtet den Verkehrs-Kollaps – und auch um die letzte Chance für eine alte Idee.
Wenn sie beim ADAC nicht geschummelt haben, dann geht von den wortreich beklagten 830.000 Kilometern Stau auf bundesdeutschen Straßen anno 2013 ein erklecklicher Anteil aufs Konto der A40. Denn Ruhr„schnell“weg – das war einmal.
Kein Wunder, dass der sechsstreifige Ausbau, den das Land auch für die Strecke zwischen dem Autobahn-Knoten Duisburg-Kaiserberg und Mülheim-Heißen ins Auge fasst, viele Befürworter kennt. Die ersten Vorarbeiten fürs Planfeststellungsverfahren laufen bereits.
Doch gleichzeitig wächst auch die Sorge, bei der mittelfristig geplanten Ausweitung der verkehrlichen Hauptschlagader bis an den Essener Stadtrand könnte es neben vielen Gewinnern auch Verlierer geben – und zwar vor allem jene Stadtteile, denen der Verkehr dereinst „sechsstreifig vor die Tür gekippt wird“, wie Otto Reschke es formuliert – weil eben nicht recht klar ist, wie es dahinter weitergeht.
Wie es weiter gehen könnte, darüber weiß Reschke – einst Bundestagsabgeordneter, Parteivize und ausgewiesener Bau-Experte – abendfüllend zu reden. Mit seinem Namen ist die Idee eines A40-Deckels von der Wickenburg gen Osten verbunden, eine Idee, die nie so richtig begraben, sondern auf Eis gelegt wurde.
Sie jetzt wieder aufzutauen und in die aktuellen Planungen einzuspeisen, ist das Gebot der Stunde glaubt Reschke, zumal die SPD die Deckel-Idee ja in ihr Kommunalwahl-Programm 2014 aufnahm. Doch dazu muss man das Vorhaben auf seine Machbarkeit prüfen, und genau am Willen dazu scheitert es auf Landesseite, glaubt Reschke.
Wichtigstes Indiz dafür ist für ihn, dass der Landesbetrieb Straßenbau den sechsstreifigen A40-Ausbau in drei Abschnitte aufgeteilt hat. Für die Abschnitte 1 und 2 von Duisburg-Kaiserberg bis Mülheim-Heißen wird bereits die Entwurfsplanung erstellt, „um den Ausbau dieser Abschnitte vorrangig sicherzustellen“. Abschnitt 3 – das ist die Strecke von Mülheim Heißen bis zur Wickenburg – soll später folgen.
Eine „kaum begründbare“ Verzögerung, wundert sich Reschke, der in einem internen Brandbrief an Noch-SPD-Chef Dieter Hilser klagt, hier würde „die weitere Verschärfung der Probleme (...) im Mittelabschnitt Frohnhausen/Holsterhausen zugunsten eines problemlosen Planverfahrens ignoriert“.
„Die Sorge ist nicht unberechtigt“, räumt Hilser, immerhin Vorsitzender des Verkehrs-Ausschusses im NRW-Landtag, ein. Und er sieht es wie Reschke: Wenn es denn eine letzte Chance für den A40-Deckel gibt, der die Stadtbahn-Linie eine Etage nach oben befördern und die jetzige Schienentrasse für je eine Autospur in beide Richtungen freimachen könnte – dann ist nun der Zeitpunkt gekommen. Und deshalb plädieren Hilser wie Reschke dafür, im Rahmen einer Machbarkeitsstudie prüfen zu lassen, ob das Vorhaben „technisch, planerisch und finanziell überhaupt eine Chance hat“.
Noch in den nächsten Wochen will man in der Ratskooperation mit der CDU die Weichen dafür stellen – mag man in der Essener Planungsverwaltung auch noch so skeptisch mit den Augen rollen: „Das hört sich immer alles schön an“, sagt ein städtischer Planer, aber die Probleme seien gewaltig. Die Kosten mutmaßlich auch.
Aber dies ein für allemal schriftlich zu haben, kann ja auch schon ein Gewinn sein. Und wenn man für eine Rats-Initiative an Evag und das Land auch noch die CDU gewinnen muss – „ich sehe nicht, dass diese sich einem Prüfauftrag verschließen würde“, sagt Hilser.
Und das Ergebnis? Reschke gibt sich zuversichtlich: Eine Autobahn deckeln, eine Stadtbahn aufständern, das gehe in vielen Städten, „warum nicht auch in Essen?“