Essen. Die NRW-Landesregierung würde gerne eine Erstaufnahme-Einrichtung für etwa 500 Flüchtlinge im Essener Süden errichten. Die Anwohner in Fischlaken bleiben eher gelassen, was die Pläne anbelangt. Die Stadtteilpolitik ist jedoch skeptisch, der Bezirksbürgermeister äußert erste Bedenken.
Die aktuelle Anfrage der Landesregierung, in Essen eine Erstaufnahme-Einrichtung für etwa 500 Flüchtlinge zu schaffen, kam überraschend – vor allem für Anwohner, die unmittelbar in Nähe des ehemaligen Kutel-Geländes wohnen, aber auch für die Lokalpolitiker des Bezirks IX.
„Meines Wissens stand bis vor kurzem noch ein anderer Standort für ein derartiges Projekt zur Debatte. Dass man jetzt auf dem ehemaligen Kutel-Gelände ein Containerdorf errichten will, das wundert mich doch sehr“, so Bezirksbürgermeister Michael Bonmann (CDU) gegenüber dieser Zeitung.
„500 Menschen an einem Ort sind meines Erachtens doch zu viel“
Prinzipiell ist Bonmann nicht dagegen, Flüchtlinge auf dem Overhammshof unterzubringen. „Aber 500 Menschen an einem Ort sind meines Erachtens doch zu viel“, äußert der Politiker erste Bedenken. Daniel Behmenburg, Vorsitzender der SPD-Fraktion der Bezirksvertretung IX, kann und möchte noch keine konkrete Stellung beziehen. „Ich bin damit überfahren worden und muss mich mit dem Thema erst befassen“, sagt Behmenburg, der das Schreiben von Innenminister Ralf Jäger (SPD) nun in Ruhe lesen will.
So lange will Behmenburg sich auch nicht gegen diesen Vorschlag stellen. „Ich könnte mir sogar vorstellen, dass diese Lösung entlastend für die anderen geplanten Standorte ist“, so seine erste Reaktion. Noch am Dienstag hätte man gemeinsam mit Vertretern des Geschäftsbereichs Soziales, darunter auch Dezernent Peter Renzel, an einem Tisch gesessen. „Hätten wir da schon von diesem Vorschlag gewusst, hätte man sicherlich schon einige Fragen klären können.“
Anwohner sehen Groß-Asyl gelassen
Von denen gibt es offensichtlich einige und die stellt sich unter anderem auch Georg Grotkamp vom Reitstall Overhammshof, der gleich gegenüber des alten Kutel-Geländes liegt. Zwar hätte man damals, als auf dem Gelände schon einmal Flüchtlinge untergebracht waren, keine schlechten Erfahrungen gemacht. „Aber das waren Asylbewerber, die länger hier waren. Da entstanden auch Kontakte, die Menschen haben sich gut integriert“, erinnert sich Grotkamp. Gleichzeitig fragt er sich aber, ob das genauso werden würde, wenn nun die Flüchtlinge nur für kurze Zeit kämen? „Ein zweischneidiges Schwert“, wie er findet.
Brigitte Tenfelde, die mit ihrem Mann ebenfalls ganz in der Nähe wohnt, macht sich hingegen wenig Sorgen über das Groß-Asyl. „Als unser Sohn noch klein war, hat er mit den Flüchtlingskindern zusammen gespielt. Es gab nie Probleme“, blickt die Anwohnerin auf angenehme Begegnungen zurück.