Sozialverwaltung nutzt ab 1. August zunächst 290 Plätze in Privatunterkünften. Die Unterbringung in Turn- und Messehallen bleibt aber als „Notoption“ im Gespräch.

Was man Besuchern von Kirchentagen schon mal als preiswertes Übernachtungsangebot angedient hat, das kann auch für die Unterbringung von Flüchtlingen nicht gar so unwürdig sein: Die Genehmigungen wären einholbar, und auch Essens Messe-Chef Oliver P. Kuhrt zeigte sich gestern einem Asyl auf Zeit in den Ausstellungshallen (die NRZ berichtete) nicht grundsätzlich abgeneigt: „Sollten der Wunsch an uns herangetragen werden und die Rahmenbedingungen akzeptabel sein, dann sehe ich uns durchaus in einer positiven Verantwortung.“

Damit ist das Essener Spektrum an möglichen Behelfsunterkünften für Flüchtlinge aus aller Welt um eine weitere Groß-Immobilie umfangreicher. Genutzt wird sie vorerst aber nicht, wie die Sozialverwaltung gestern nach eingehenden Beratungen mitteilte. Denn im Zuge der Asyl-Debatte haben zuletzt eine ganze Reihe privater Hauseigentümer Objekte zur Unterbringung von Flüchtlingen angeboten.

Bis zum 1. August soll die Anmietung erfolgen, so dass dann 290 weitere Plätze zur Verfügung stehen. Wo diese Objekte sind, mocht Sozialamts-Leiterin Brigitte Keil gestern mit Blick auf die noch laufenden Verhandlungen nicht preisgeben. Klar ist nur, dass die Betreuung über 24 Stunden an sieben Tagen die Woche gewährleistet bleibt.

Ohnehin geht es zunächst nur um Provisorien, bevor die Zwischenlösungen durch umgebaute Schulen und Miet-Container bereitstehen.

Rund 210 neue Asylbewerber erwartet die Stadt Monat für Monat, der größte Überhang dürfte im Oktober/November erreicht sein. Für diesen Monat errechnete die Stadt Anfang Juli einen Überhang von 510 Plätzen, bevor dann Zug um Zug in Betrieb gehende Asyl-Provisorien die Lage wieder etwas entspannen.

Ende des Monats teilt die Bezirksregierung Arnsberg der Stadt wieder mit, wie hoch die aktuelle Essener Zuteilungsquote ausfällt, wie viele Flüchtlinge also aufgenommen werden müssen. Während die Zuwanderung aus den Balkan-Staaten auf hohem Niveau stehen bleibt, kommend derzeit vor allem Schutzsuchende aus Syrien, Afghanistan und Ägypten in die Stadt. Und niemand weiß, ob die neue Gewalt im Nahen Osten nicht für neuen Zustrom sorgt.

Schon deshalb, so betont Sozialamts-Leiterin Keil, kann sich die Stadt nicht zurücklehnen: „Wir sind glücklich über jeden Privatanbieter, der uns Unterkünfte zur Verfügung stellen will.“ Und Turn- wie Messehallen sind dennoch keineswegs vom Tisch: „Wir halten uns beides als Notoption offen“, heißt es, auch wenn etwa der Messe-Kalender im Herbst wieder dicht gefüllt ist und das Ausstellungsgelände zur Unterbringung erst einmal wieder flachfällt.

Denn niemand weiß ja, ob die Flüchtlingswelle wieder abebbt oder gar zunimmt. Und die nächste Messe-Pause kommt bestimmt.