Essen. . Die WDR4-Kultnacht bot neben ein paar organisatorischen Mängeln vor allem magische Momente in der Grugahalle. Dort kamen Jugend-Erinnerungen auf, als Bands wie The Sweet, Boney M und Chris Andrews auf der Bühne standen.
Eine solche Besetzung – von Boney M bis Chris Andrews – hätte vor 30 Jahren wahrscheinlich die größten Stadien der Welt gefüllt: Und immerhin: Auch im Jahr 2014 haben die Musikhelden von einst noch rund 4500 Nostalgiker zur „WDR 4 Kultnacht“ in die Grugahalle gelockt. „Hier erleben wir unsere persönliche Sturm-und-Drang-Zeit wieder“, formuliert es Besucherin Jutta Morgenstern. „Das war die Musik, zu der wir in Partykellern gerockt haben!“
Ganz reibungslos verlief der Ritt auf der Zeitmaschine allerdings nicht: Die Oldie-Fans mit Stehplätzen waren unzufrieden, weil sie sich wegn der Sicherheitsvorschriften nicht zu nahe an der Bühne platzieren durften. Als sie sich aber woanders hinstellen sollten, versperrten sie sitzenden Besuchern den Blick. Einige Gäste mit Stehplatz besetzten gar die Tribüne, weswegen manche Leute mit Sitzkarte keinen guten Platz mehr ergattern konnten. „Der Ordnungsdienst hätte mehr einschreiten müssen“, entschuldigt sich Veranstalter Rüdiger Mengede.
Jugenderinnerungen bei The Sweet
Dennoch überwog die Zufriedenheit über das Sechs-Stunden-Programm. Und das ließ die Besucher nicht nur stürmische Kellerpartys der Jugend Revue passieren, sondern weckte auch rührende Erinnerungen. Wie etwa bei Hendrik Rook. Der Electric-Light-Orchestra-Fan wurde 1976 ins Krankenhaus eingeliefert. Seine Überlebenschancen waren äußerst gering.„Als ich dann doch wach geworden bin, war ,Living Things‘ vom Light Orchestra das erste, was ich gehört habe.“ Seitdem verpasst Rook kein ELO-Konzert mehr. „Auch heute bin ich vor allem für das Orchestra gekommen.“
Egon Antoszweski dagegen hat sich besonders auf die Glam-Rock-Kulttruppe The Sweet gefreut. „Als ich elf war, habe ich mit meinen Geschwistern ,Ballroom Blitz‘ nachgespielt. Wir haben keinen Ton getroffen, aber es war verdammt lustig“, erinnert sich Antoszweski, der es seitdem nie wieder mit eigener Musik versucht hat. Ganz im Gegenteil zu Michael Victor. Der Unnaer spielt nebenbei selbst in einer Rock-Cover Band namens „Gleis 38“ und hat von den „Gänsehaut-Momenten“ der „Kultnacht“ Inspiration für seine eigenen Auftritte sammeln können. Victors Highlight: Ebenfalls The Sweet. „Ich hatte die Jungs schon in meiner Jugend live gesehen. Aber damals waren sie völlig betrunken. Der Gesang und die Stimme waren saumäßig“, grinst Victor. „Heute waren sie viel besonnener“. Es muss also nichts Schlechtes bedeuten, wenn Rockstars in die Jahre kommen.