Essen. . Bei Spitzentemperaturen von 35 Grad war es am Wochenende gar nicht so einfach, einen kühlen Kopf zu bewahren. Wer sich nicht gerade im Café einen großen Eisbecher gönnte, den fand man im Freibad. Essener Badbetreiber freuten sich über satte Besucherzahlen

Was tun, wenn sich bei Höchsttemperaturen von 35 Grad kein Lüftchen regt und man bei jedem Schritt vor die Haustür einen Hitzeschlag riskiert? Viele Essener kannten da am Wochenende nur eine Adresse: das Freibad. So übertraf der Besucheransturm am superheißen Samstag selbst die kühnsten Erwartungen der Betreiber einiger Essener Freibäder.

So auch die von Thomas Schulte, Geschäftsführer des Grugabades: „Wir hatten ja schon mit etwa 6000 Leuten gerechnet, weil wir wussten, wie heiß es wird. Aber letztlich waren es dann doch über 7000.“ Doch habe die Hitze die Badegäste nicht zu riskanten Aktionen verleitet, denn auf die Sicherheit im Badebetrieb legt Schulte größten Wert: „Glücklicherweise musste am Samstag kein Krankenwagen anrücken. Wir halten die Besucher auch bewusst dazu an, während ihres Aufenthalts viel zu trinken und sich nicht ungeschützt der prallen Sonne auszusetzen. Aber unsere Gäste passen da ganz gut auf sich auf.“

Die Badegewohnheiten seiner Gäste hat Schulte mit den Jahren eingehend studiert, sodass es für eine kleine soziologische Studie reichen würde: Die ersten zwei Stunden der Öffnungszeit an solchen Hitzetagen seien meist die Ruhe vor dem Sturm: „Dann kommen viele Rentner und Berufstätige, die einfach nur ihre Bahnen ziehen möchten. Später wird es dann lebhafter, dann rücken die Familien mit Kindern an.“

Über ein flourierendes Geschäft freute sich am Wochenende auch Hannelore Rottmann, Vorsitzende des Schwimmvereins SV. Steele. Denn auch in Steele strömten die Menschen scharenweise ins Freibad. „Am Samstag waren es über 1700 Gäste und auch heute haben wir gut zu tun“, bilanziert Rottmann. Auf dem Gelände mussten indes einige Sonnenschirme mehr als früher aufgespannt werden, da viele Bäume, die früher dort Schatten gespendet haben, dem Sturm zum Opfer gefallen sind. Besonderer Spaß für die Jüngsten: An heißen Tagen wird zur Abkühlung ein alter Feuerwehrschlauch angeschlossen, den die Feuerwehr vor Jahren dem Bad geschenkt hatte. „Sie sollten mal das Gekreische der Kinder erleben, wenn ich den raushole“, erzählt Rottmann. Doch für manches Sommervergnügen war es am Wochenende offenbar schlichtweg zu heiß: Sogar in den Eisdielen blieben am Samstagnachmittag wider Erwarten viele Plätze frei. „Ich kann mich nicht beschweren“, sagt Giacomo De Lorenzo, Geschäftsführer des Eiscafés Toscani auf der Kettwiger Straße über die Tagesbilanz. „Aber ich nehme mal an, dass viele Leute bei dem Wetter ins Freibad abgewandert sind.“

Der Hitze davongetanzt

Etwas zu viel des Guten im Hinblick auf die Temperaturen war es wohl auch für die Nachtschwärmer am Baldeneysee. Seit einigen Wochen lockt das Seaside Beach Baldeney im Essener Süden wieder mit einem 250 Meter langen Kunststrand und echten Palmen Sonnenhungrige an, die einen Kurzurlaub vor der Haustür verbringen möchten. Am Samstag fand dort „Sound in Silence“, eine Kopfhörer-Party, statt. Das Konzept: Die Besucher werden mit Kopfhörern ausgestattet und können zwischen zwei DJs ihre Musik auswählen. Gespielt wird alles, was tanzbar und auch nach dem dritten Cuba Libre noch textsicher mitzusingen ist. „Wir veranstalten diese Party an mehreren Orten im Ruhrgebiet, aber der Baldeneysee ist sicherlich die schönste Location“, sagt Projektleiter René Rosenkranz. „Mit knapp 400 Leuten hatten wir eine Spitzenparty, aber wir hatten doch mit mehr Besuchern gerechnet. Vielen war es wohl einfach zu heiß.“ Ein weiterer Grund sei, dass der Baldeneysee nur als stimmungsvolle Kulisse, nicht aber zur Abkühlung der Gäste dienen darf. „Es ist schon schade, dass Baden dort verboten ist“, sagt Rosenkranz. Dennoch tanzten die Feiernden bis in die frühen Morgenstunden.

Doch machte die Hitze einigen Essenern auch gesundheitlich zu schaffen: „An diesem Wochenende waren die Rettungskräfte häufig im Einsatz, weil viele Menschen mit Kreislaufproblemen zu kämpfen hatten“, sagt Susanne Klatt, Wachdienstleiterin bei der Feuerwehr Essen. Doch lösen sich manche Probleme manchmal wie von selbst: Am späten Sonntagnachmittag sorgte ein Wolkenbruch mit Gewitter für etwas Abkühlung.