Zwei Monate bevor Dieter Hilser, Frontmann der 4.300 Sozialdemokraten in Essen, seinen Posten an der Parteispitze räumt, hat gestern erstmals eine potenzielle Nachfolgerin ihren Hut in den Ring geworfen: Britta Altenkamp, Landtagsabgeordnete seit 14 Jahren und zuvor Ratsfrau mit ausgewiesener Sozialexpertise, peilt eine Rückkehr auf Essens politische Bühne an.

Wer die streitbare 49-Jährige kennt, der weiß: Manches könnte anders werden in der sozialdemokratischen Partei, wenn sie am Ende das Rennen macht, denn wo Dieter Hilser mit ruhiger und für manchen allzu ruhiger Hand den Ausgleich suchte, steht Britta Altenkamp für die kontroverse Debatte.

Dass sich daran nichts geändert hat, seit sie in Düsseldorf Karriere machte – als zeitweilige parlamentarische Geschäftsführerin, als Vize in Landesvorstand und Landtagsfraktion –, machte sie gestern unmissverständlich deutlich.

Ob sie für eine zweite Amtszeit ihres Parteifreundes Reinhard Paß als Oberbürgermeister eintritt? Kein vorsichtiges Abtasten, kein Herumdrucksen kommt da herüber, wie es vermutlich Noch-SPD-Chef Hilser zueigen wäre, sondern klare Kante: „Ich bin mir sicher, dass er für den Posten die falsche Person ist.“ Paß habe, so Altenkamp, „alles dafür getan, der Partei deutlich zu machen, dass er sie für lästig und überflüssig hält.“

Mit entsprechendem Echo in der Partei, wie die Landtagsabgeordnete aus Holsterhausen glaubt: „Die Zahl derer, die sich in der SPD nach seiner zweiten Amtszeit sehnen, ist doch eher übersichtlich.“ Ein Oberbürgermeister aber, „der von der Partei nicht getragen wird, der wird am Ende auch nicht gewählt“, fürchtet Altenkamp, die deshalb frank und frei einräumt, wie andere namhafte Genossen auch, nach Alternativen Ausschau zu halten. Und die bei dieser Gelegenheit gleich deutlich macht, dass sie selbst außen vor ist: „Für mich kommt eine Oberbürgermeister-Kandidatur nicht in Frage.“

Wer auch immer stattdessen die Alternative zu Paß darstellen soll: Noch vor der Winterpause soll die Frage der OB-Kandidatur entschieden sein, und natürlich weiß auch eine Britta Altenkamp, dass eine erneute Nominierung Paß’ nicht ausgeschlossen ist, „wenn ich das auch für die unwahrscheinlichste Option halte“.

Dass sie die Partei hinter sich scharen kann, eine neue SPD formen, die mehr diskutiert, die auch manche heiße Eisen anfasst und sich nicht vom politischen Gegner wegen vermeintlicher Wankelmütigkeit vorführen lässt, davon ist Altenkamp überzeugt.

Dass sie führen und zusammenführen kann, hält sie für ihre Stärken, dass ihr die Moderation schwerfällt, wenn ihr Fachbereich, das Soziale, berührt ist, fraglos für eine Schwäche, neben dieser: „dass ich keinem Streit aus dem Weg gehe, wenn es denn sein muss.“

Dass so ein gelegentlicher „Zank-Lappen“ (Altenkamp über Altenkamp) es in der Partei nicht leicht hat, das hat man sie früher bei Wahlergebnissen spüren lassen. Aber man wird ja älter, reifer, ruhiger, jedenfalls manchmal, und „auch die SPD ist eine andere geworden“, sagt sie: Vorbei die Zeit, da man aus lauter Bammel, wieder alte Personalstreits vom Zaun zu brechen, Debatten scheute. „Diese Partei sucht jetzt geradezu die Debatte.“ Und da müsse es, glaubt Altenkamp, kein Fehler sein, bei der A52, beim Messe-Ausbau, beim Stadt-Etat alles andere durchgehend einig zu sein, im Gegenteil: „Das muss auch unser Anspruch sein als Volkspartei.“

Ob ihre Genossen das auch so sehen, wird sich zeigen.