In lockerer Folge geben wir einen Ausblick auf die Meisterwerke und Kunstobjekte der Osthaus-Sammlung. Diesmal zu: „Inspiration Japan“. So ist die große Sonderschau überschrieben, die das Museum Folkwang ab Ende September zeigt. Rund 400 Werke aus der Zeit von 1860 bis 1910, darunter Arbeiten von Degas, Cézanne, Gauguin, van Gogh, Bonnard und Vuillard sowie Hokusai und Hiroshige, versammelt die Ausstellung, um den Einflüssen der Japan-Begeisterung und deren Auswirkungen auf die europäische Kunst nachzuspüren.

Die Aufnahme der japanischen Kunst führte zu bezeichnenden Ergebnissen in der Bildästhetik der Europäer. So beispielsweise bei Gustave Courbet. Das Motiv des Meeres und die Serialität spielen in seinem Werk eine entscheidende Rolle. 1869 malte er wohl erstmals das Motiv der sich mächtig aufbäumenden und mit schaumiger Gischt anbrandenden Woge über die ganze Breite der Leinwand. Das Wilde in den Meeresbildern lässt sich unmittelbar ablesen, die schmutzig-raue Farbmaterie hat der Künstler temperamentvoll mit dem Küchenmesser aufgetragen. Die bedrohlich anbrandende Gischt versprühende Woge wurde zu einem eingängigen Sinnbild für Courbets Bemühungen um eine neue, realistische Naturschilderung, die sich vom Detailreichtum der Romantik entfernt.

Die Radikalität, mit der Courbet das Motiv der überschlagenden Welle so neuartig wie gewaltig in Szene setzt, lässt allerdings an eine ebenso nachdrücklich wie sinnbildlich dargestellte Landschaft denken: Hokusais „Große Welle vor der Küste bei Kanagawa“ (um 1831) aus der Serie der „Sechsunddreißig Ansichten des Berges Fuji“ (um 1831), die im Westen symbolhaft für die japanische Kunst steht und wie kaum ein anderes Bild die Vorstellung von Japan in der westlichen Welt geprägt hat. Doch nicht nur für das Motiv der Welle, sondern auch für die serielle Darstellung könnte sich Courbet bei Hokusai oder auch Hiroshige inspiriert haben. Beide haben unterschiedliche Motive – den Fuji, Brücken oder Wasserfälle – als Holzschnittserien oder Bücher herausgegeben. 1869 begann Courbet das Motiv der Welle in rund vierzig Varianten zu malen.

Im Bestand des Museum Folkwang befinden sich ebenso Objekte aus dem Bereich des japanischen Theaters (No-Theater). Neben Gesichtsmasken für die komischen Zwischeneinlagen des Kyôgen gehört etwa das No-Gewandkaraori dazu: ein prachtvolles Brokatgewand in farbiger Seide und vergoldeten Papierstreifen in Kimono-Form, das vor allem für die Rollen junger Frauen getragen wurde. Die Wahl des Gewands und der Maske sind über den Tanz und den Gesang hinaus das wichtigste Mittel der Interpretation der Rolle durch den Schauspieler. Mit der Öffnung Japans im Jahr 1854 kam das japanische Theater nach Europa. Alfred Stevens etwa hielt die Faszination am japanischen Theater in seinem Gemälde „Le masquejaponais“ (um 1874/1875) fest.