Kupferdreh. .

Wo früher die Ruhrschiffer in den Hafen der „Kupperdrehe“ steuerten und später Stahl gekocht und Zement produziert wurde, steht heute die Wohnsiedlung „Am Seebogen“, direkt am Baldeneysee. Damit wurde für einige Menschen der Traum vom „Haus am See“ wahr. Doch wohl nur wenige von ihnen wissen um die historische Bedeutung des Ortes, der Kupferdreh seinen Namen gab. In einem Themenheft erinnert deshalb der Heimatforscher Johann Rainer Busch an die bewegte Geschichte dieses Ruhrabschnitts.

„Von der Kupperdrehe zur Siedlung Am Seebogen“ ist das dritte Themenheft, das der Autor und frühere Leiter des Archivs in der Kupferdreher Bürgerschaft präsentiert. Im Jahr 2008 veröffentlichte Busch sein Buch „Kupferdreh und seine Geschichte“ – 400 Seiten stark. „Doch vieles konnte ich in diesem Gesamtwerk nicht so detailliert darstellen, wie ich es wollte und für notwendig halte“, erklärt er.

Recherche reicht ins 18. Jahrhundert

Und so folgt der intensiven Ausein­andersetzung mit dem „Königlich Preußischen Bahnhof zu Kupferdreh“ (2012) und dem „Historischen Deilbachtal“ (2013) nun eine mit vielen Bildern illustrierte Dokumentation über eine der „historischsten Stellen in Kupferdreh überhaupt“, wie Busch sagt.

Akribisch hat Busch die Entwicklung des geschichtsträchtigen Ortes nachgezeichnet. Seine Recherchen reichen zurück bis in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts, in eine Zeit, in der sich der Handel von Waren mehr und mehr entwickelte; und mit ihm die notwendigen Transportwege – auch zu Wasser über die Ruhr.

Im Jahr 1780 war die Ruhr – durch zahlreiche Schleusen gebändigt – zwischen Witten-Langschede und Duisburg-Ruhrort auf einer Länge von rund 75 Kilometern schiffbar. Es war die Zeit der Ruhrschiffer, die dort mit ihren Transportschiffen, flache Nachen mit wenig Tiefgang, verkehrten. Vorher galt die „Kupperdrehe“, wie dieser Teil der Ruhr früher hieß, als ein „gewaltiges Strudelloch“. So geht es aus einem Bericht hervor, den Wasserbauinspektor Münnich am 8. Dezember 1813 verfasste.

Das Themenheft widmet sich jedoch nicht nur besagter Kupperdrehe, sondern auch der Prinz-Wilhelm-Eisenbahn, die später die Ruhrschifffahrt verdrängen sollte. Über einen Bericht zur Hütte Phönix mit Exkurs über die Verlegung des Deilbaches und einer Dokumentation über die Zeche Prinz-Friedrich gelangt der Leser zum Kapitel „Zementfabrik“, gegründet 1883 von zwei solventen Ingenieuren namens Theodor Narjes und August Bender.

Im Jahr 1999 wurde das Zementwerk stillgelegt. Busch stellt mit vielen eigenen Fotografien den Niedergang, aber auch die Aufarbeitung des Geländes für den Siedlungsbau dar. Gleiches gilt für die Entwicklung der Wohnsiedlung an sich. „Auf meinen Exkursionen habe ich Tausende Fotos geschossen“, erzählt Rainer Busch.

Seine Bildrevue endet im Mai 2014. „Die Siedlung hat das Bild des Baldeneysees nachhaltig verändert“, sagt Busch. Und weiter: „Das Seepanorama hätte ich gerne ohne jede Bebauung genießen wollen.“ Zumindest wäre Busch ein anderer Name dafür eingefallen: Er selbst hatte der Bezirksvertretung beizeiten die Vorschläge „Auf der Kupferwiese“, „An der Kupperdrehe“ und „Am alten Hafen“ empfohlen, um – dem Rat des NRW-Innenministers folgend – „besonderen Wert auf die Ortsgeschichte zu legen“. Später fiel die Wahl in Abstimmung mit den Kupferdreher Bürgern auf „Am Seebogen“, „auch, weil sich der wohl besser vermarkten lässt“, vermutet Busch.