Essen. . Essens größtes Public Viewing ist ausverkauft, stundenlang saßen die ersten Fans wartend vor der Grugahalle. In Rüttenscheid ist eine Tiefgaragen-Einfahrt zu einer Stehtribüne umfunktioniert worden, und in Bergerhausen sind manche Public-Viewing-Gäste schon seit den Morgenstunden da.
Dies ist Essens größtes Public Viewing. 6500 Gäste hat die Grugahalle am Sonntagabend, restlos ausverkauft. Geöffnet wird zwei Stunden vor Anpfiff, also um sieben, und die ersten Fans sitzen um kurz nach fünf im „Lustigen Vogel“, einer Kirmes-Bar gleich gegenüber vom Haupteingang. Denn vor der Grugahalle ist ja Sommerfest, und der „Lustige Vogel“ verkauft den halben Liter Bier für 3,50 Euro. „Wir fördern die Privatbrauerei Stauder, das ist schließlich ein guter Zweck“, sagt Fan Daniel (32) aus Borbeck augenzwinkernd, und sein Freund Daniel (32, aus Steele) erzählt, dass dies sein erstes Public Viewing in der Grugahalle ist, die letzten Spiele hat er in der Schinkenstraße auf Mallorca geguckt. „Das Beste“, sagt Daniel, „kommt natürlich zum Schluss.“ Sowas nennt man wohl gesunden Lokalpatriotismus.
Vor der Grugahalle steht ein dünner Mann mit großer Sonnenbrille, er sieht Passanten fragend an, denn: „Ich brauch’ noch ‘ne Karte.“ 20 Euro würde er geben, der reguläre Preis betrug 7,50 Euro, und auch auf dem Facebook-Account des Veranstalters mehren sich seit dem Nachmittag die Nachfragen von Nutzern, die auf der Suche nach Tickets sind. Es ist jetzt 18 Uhr, und auf der Alfredstraße minütlich steigt die Zahl der Fangruppen, die in Richtung Grugahalle ziehen.
Dies ist Essens jüngstes Public Viewing. Um kurz nach sechs gibt es in der Kneipe „Mittendrinn“ in Rüttenscheid kaum noch freie Plätze draußen, und Betreiber Stefan Romberg wartet mit einer Neuerung auf: Er hat die benachbarte Einfahrt zur Edeka-Tiefgarage umfunktioniert, eine Leinwand drüber gehängt, einen Beamer davor gesetzt: „Das ist jetzt meine Nordkurve. Davon träume ich schon seit Jahren.“ Die schräge Abfahrt zeigt zwar eigentlich in Richtung Süden, aber was soll’s! Gastronom Romberg erklärt sich erwartungsgemäß „sehr zufrieden“ mit dem Verlauf der WM, doch dass Fußball automatisch Gewinn bringt, sei so nicht richtig: „Die Tage davor und danach bringen natürlich nur wenig ein.“ Ganz abgesehen von dem erhöhten Personal-Aufwand, dem Risikofaktor Wetter, und dass man immer die neueste Beamer-Technologie und beste Bild-Qualität liefern müsste in diesen Zeiten, verstehe sich von selbst. „Die Investitionen, die Wirte tätigen, sieht keiner.“
Dies ist Essens frühestes Public Viewing. In der „Finca Celona“ an der Westfalenstraße in Bergerhausen sind sie bereit für 2000 Gäste. Eine beeindruckend große Leinwand zeigt am Nachmittag noch Radrennen, das interessiert natürlich keinen, die Leute sitzen über Milchkaffeetassen und Flammkuchen. „Die ersten Fans sind schon seit zehn Uhr hier, die bleiben den ganzen Tag“, sagt Finca-Betriebsleiterin Alexandra Broll. Tatsächlich: Man erkennt sie an an der entspannten Sitzhaltung.