Rüttenscheid. .

Die Gefühlsregungen der Besucher reichten von großer Skepsis bis zur Begeisterung: Studenten der Uni Duisburg-Essen nahmen gestern bei der „urbanen Intervention“ städtischen Raum auf der Rüttenscheider Straße in Beschlag, um zu zeigen, dass es mehr Platz für Menschen braucht. Ein spannendes Experiment, das auch animieren sollte, vom Auto auf Alternativen umzusteigen.

Die Einfahrt in die Annastraße, die sich in ein städtisches Wohnzimmer verwandelte, war für das Projekt komplett gesperrt worden. Ein überdimensionierter Holzrahmen symbolisierte einen Fernseher, durch den Zuschauer direkten Blick auf das Kunstprogramm hatten: Malerin Marlies Blauth verwirklichte sich auf einer großen Leinwand, parallel traten Musiker auf. So wie Davide und Ersin, die mit Gitarre und Cajon den Asphalt kurzfristig zur Bühne umfunktionierten. Für Rolf Schwermer aus Haarzopf, der es sich mit ein paar Freunden im urbanen Wohnzimmer gemütlich gemacht hatte, eine lobenswerte Aktion: „Der Gedanke, das eine Stadt auch anders organisiert werden kann, ist schön. Im belgischen Hasselt etwa funktionieren solche Projekte schon lange. Dort entschieden sich die Bürger für kostenlosen Nahverkehr statt eines neuen Autobahnrings.“ Gleichzeitig sei ihm bewusst, dass es in Essen noch ein weiter Weg des Umdenkens sei. Das bemerkten auch die Studenten, die ein paar Meter weiter eine riesige grüne Hand aus Kunstrasen auf fünf Parkplätze geklebt hatten. Vor allem bei Kindern kam der neue Spielplatz auf Zeit gut an – Schmink- und Maltische, Straßenkreide, Spiele und ein Tischkicker vertrieben ihnen die Zeit. Mitunter hagelte es aber auch Beschimpfungen – wegen der drei gesperrten Parkboxen.

Ähnliche Erfahrungen sammelte auch die dritte Gruppe am Rüttenscheider Stern, die hinter dem Eiscafé eine gemütliche Sitzecke eingerichtet hatte und dem Essener Poetry-Slammer Jay Nightwind eine Plattform bot. „Heute morgen haben hier schon einige Menschen geflucht, dass wir ein paar Parkplätze blockieren. Dabei wollen wir genau das zeigen – lassen mehr Menschen ihr Auto stehen, wird auch mehr städtische Raum frei“, sagte Student Frank Tuchtenhagen.