Essen. Kleine Umfrage auf einem Grundschulhof am Rande des letzten Schultages ergibt: Alle machen es anders. Während manche gar nichts geben, spendieren andere ein Eis, und dritte machen richtig große Geschenke.

Letzter Schultag an 86 Essener Grundschulen, sechs Hauptschulen, 14 Realschulen, sieben Gesamtschulen, 21 Gymnasien, an den Kollegs und Förderschulen im Stadtgebiet: Es wird auch viel geweint am letzten Schultag, das ist gestern mal wieder zu besichtigen, wir sind an der Ardey-Schule in Rellinghausen, ein schattiger, baumbewachsener Schulhof, die Sonne lacht, doch manche Mutter, Tochter, Lehrerin und zehnjähriger Junge kann die Tränchen nicht unterdrücken, und einige flennen aus vollem Herzen: Für die Viertklässler ist dies hier das Ende der Grundschulzeit, ein Abschied für immer. „Bei uns“, sagt Anke Seifert, die Leiterin der Ardey-Schule, „wird eigentlich bei jedem Abschieds-Jahrgang ein bisschen geweint.“

Dabei gibt es so viel, worüber man sich freuen könnte an diesem letzten Schultag: Die Ferien fangen an, und gute Noten sind auch was Schönes, aber was macht man als Mutter und Vater da? Belohnt man ein gutes Zeugnis, und wenn ja, womit? Eine kleine, nicht-repräsentative Erhebung am Rande der Abschiedszeremonie ergibt das völlig uneindeutige Ergebnis: Alle machen es anders.

Badminton-Set oder Stifte

Ein Vater berichtet: Die Tochter, dritte Klasse, hat für ihr gutes Zeugnis ein Einrad zum Balancieren erhalten, das hatte sie sich sowieso gewünscht, „und der Geburtstag ist noch so lange hin“. Viele Mütter, so ergibt die Umfrage, waren am Tag der Zeugnisvergabe mit ihren Kindern als Belohnung Eis essen, und eine Frau hat ihren Zweitklässler als Belohnung zu Hause eine Extrastunde lang am Computer spielen lassen, ein Lego-Computerspiel. Den PC gibt es sonst nur sehr eingeschränkt am Wochenende.

Ein Kind der Ardeyschule hat als Belohnung eine Art Badminton-Set bekommen, passend für den Urlaub, in den es direkt geht, und ein anderes Kind ganz besondere Farbstifte, die es sich schon lange gewünscht hat.

Schulleiterin war keine Überfliegerin

Die meisten Mütter sagen: Ja, wir schenken etwas, aber nur eine Kleinigkeit. Ein Buch, eine CD sind beliebte Belohnungen für gute Noten.

Es gibt aber auch Eltern, die sagen, zum Zeugnis gibt’s prinzipiell nichts, denn gute Noten sind ein Wert an sich, und der Brauch, dass festgelegte Geldbeträge pro Note gezahlt werden – zum Beispiel zwei Euro für jede Eins und ein Euro für jede Zwei –, bleibt offenbar vor allem den Großeltern vorbehalten.

Doch Anke Seifert, Jahrgang 1961 und die Leiterin der Ardey-Schule, erinnert sich an ihre eigene Schulzeit: „Mein Vater hat mir pro Note Geld gegeben, doch für eine Vier oder eine Fünf musste ich auch etwas wieder zurückzahlen.“ Und sie gesteht: Es gab Schuljahre, vor allem die der späten Jugend, da kam sie, die heutige Schulleiterin, höchstens mit einer schwarzen Null aus dem ganzen Geschäft wieder heraus.