Steele. .
Das nennt man effektiv: Gleich bei seiner ersten Teilnahme am Geschichtswettbewerb „War was? Heimat im Ruhrgebiet“ erhielt das Steeler Archiv den sogenannten „Struktur-Preis“. Dabei überzeugten die Heimatforscher vom Hünninghausenweg die Jury mit einer Interview-Sammlung, die ein Dutzend Geschichten alter Steelenser enthält, die auf ebenso persönliche wie sympathische Weise Erlebnisse „von früher“ erzählen und so ihre Verbundenheit zur Heimat – mal heiter, mal ernsthaft – erklären.
Heimat also war das Thema dieses sechsten, das gesamte Ruhrgebiet vereinenden Geschichtswettbewerbs, zu dem der Verein „Forum Geschichtskultur an Ruhr und Emscher“ nach Rotthausen geladen hatte. Vergeben wurden diesmal 85 Preise bei einer Gesamtdotierung von knapp 40 000 Euro. Gefragt waren Arbeiten, die sich „historisch-kritisch mit dem schillernden Begriff Heimat auseinandersetzen“ oder sich mit den „Erinnerungsorten des Reviers“ beschäftigen. Nicht weniger als 54 der insgesamt 326 vorgestellten Beiträge kamen aus Essen; zwölf davon wurden ausgezeichnet. Darunter die Aufsatzbände „Menschen und Zollverein“ und „Die Koker auf Zollverein“ des ehemaligen Zollverein-Schmieds Eitel Mantowski und seinen Kollegen (Kategorie: Historisch Interessierte). Aber auch die Publikation „Fremde im Revier“ vom Haus der Essener Geschichte (1. Preis in der Kategorie „Professionell Arbeitende im Wissenschaftsbereich“).
Das Steeler Archiv wusste mit seiner CD aus der eigenen Filmwerkstatt zu gefallen. Aus zweieinhalb Stunden Rohmaterial stellte das Team – im Einzelnen Organisator Manfred Driehorst, der Journalist Achim Hodde (Interviews) sowie Gabriele und Corneel Voigt (Kamera und Schnitt) – zwölf Interviews zusammen. Beispielsweise das mit Albert Pütz. Der heute 94-Jährige war Zeitzeuge der Einweihung des Ehrenmals in Horst.
Unterhaltsam, weil mit einem Augenzwinkern erzählt, ist auch die Geschichte, die Gerda Schulte zum Besten gab. Die Seniorin – mit dem Bundesverdienstkreuz dekorierte Heimatforscherin – musste vor Jahren ihren Personalausweis verlängern lassen. Das Amt hatte als Geburtsort Essen eingetragen – ein Fauxpas, der die überzeugte Steelenserin schier fassungslos machte. Sie lehnte kurzerhand die Annahme des Dokuments ab. Auf Protest und nach langem Hin und Her gab die Behörde nach. Seitdem lautet der Geburtsort auf Steele. Mit der in Klammern vermerkten Ergänzung „heute Essen“ kann Gerda Schulte gut leben, wie sie sagt. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden. „Wir wollen die CD bis Weihnachten komplett bearbeiten“, verspricht Manfred Driehorst. „Dann steht sie auch zum Verkauf.“
Den mit 550 Euro samt Urkunde dotierten Preis nahm Archiv-Vorsitzender Arnd Hepprich, der beim Projekt für die passenden Überleitungen sorgte, entgegen. Doch nicht, ohne auf das Engagement der aktuell 140 Vereinsmitglieder zu verweisen: „Diese Auszeichnung gebührt allen, die uns seit vielen Jahren ehrenamtlich unterstützen und uns helfen, den Menschen die Historie des Stadtteils Steele etwas näher zu bringen.“
Dies sah die Jury ähnlich, erkannte sie doch gerade bei den Steeler Ehrenamtlichen „eine tiefe Verbundenheit mit ihrem Heimatort“. Ganz im Sinne des Wettbewerbs.