Schon als SPD-Fraktionschef im Rat der Stadt war Reinhard Paß Aufsichtsratsvorsitzender der Entsorgungsbetriebe Essen (EBE). Als er 2009 zum Oberbürgermeister gewählt wurde, behielt er den Posten. Nun gibt Paß den Vorsitz ab, an dem er zuletzt wenig Freude gehabt haben dürfte.
Die Bezirksregierung habe die klare Erwartung formuliert, dass die städtischen Beteiligungsunternehmen ihren Beitrag zur finanziellen Gesundung der Stadt leisten mögen. „Vor diesem Hintergrund habe ich entschieden, mich persönlich auf die Wahrnehmung meiner Aufgaben als oberster Vertreter des Gesellschafters Stadt Essen zu konzentrieren“, begründete Paß seinen Rückzug. Der OB will nicht länger „Diener zweier Herren“ sein und Interessenskonflikten aus dem Weg gehen. Sowohl in den Aufsichtsrat der Entsorgungsbetriebe als auch in das Aufsichtsgremium der städtischen Holdinggesellschaft EVV will nun Paß Vertreter entsenden. Bei der EBE wird der Leiter der Kämmerei, Rüdiger Kersten, die Aufgabe übernehmen, bei der EVV nimmt Stadtdirektor Hans-Jürgen Best den Platz des OB im Aufsichtsrat ein. Best wird die Stadt auch im Stiftungsrat Zollverein und in der dortigen Entwicklungsgesellschaft vertreten. Im Rat zeichne sich eine stabile politische Mehrheit von SPD und CDU ab, führt Paß weiter aus. Diese müsse sich in der Besetzung der Aufsichtsräte widerspiegeln.
Auf die „EBE-Affäre“ um Vetternwirtschaft und Vorteilsnahme geht Paß nur mit einem Satz ein: Die „Aufarbeitung der Problemlagen“ bei der EBE laufe in „geordneten Bahnen.“ Besagte „Problemlagen“ dürften ihm einige Kopfschmerzen bereitet haben. War Paß doch politisch durch seine Rolle als Aufsichtsratschef unter Beschuss geraten. „Das ist auch Ihre Affäre“, hatte CDU-Fraktionschef Thomas Kufen in der zurückliegenden Ratsperiode ausgeführt und Paß nahegelegt, den Aufsichtsratsvorsitz niederzulegen.