Mehr Arbeitsplätze und ein deutliches Plus beim Bruttoinlandsprodukt – die wirtschaftliche Entwicklung in der Region Mülheim, Essen, Oberhausen (MEO) in den vergangenen zehn Jahren kann sich nach Ansicht der Industrie- und Handelskammer sehen lassen. Das 1999 gesteckte Ziel, die wachstumsstärkste Region in NRW zu werden, sei nahezu erfüllt, sagte gestern IHK-Hauptgeschäftsführer, Gerald Püchel, bei der Jahrespressekonferenz. Die Zahlen, die Püchel vorlegte, untermauern dies: Im Jahr 2000 gab es in der MEO-Region 339 000 Arbeitsplätze, zwölf Jahre später sind es 341 000. Was erst einmal nach wenig Zuwachs klingt, sieht beim genaueren Betrachten etwas anders aus: Von 2000 bis 2005 ging es zunächst deutlich bergab, danach aber stiegen die Zahlen kräftig an, von 2006 bis 2012 um 10,4 Prozent und damit stärker als in ganz NRW (8,8 Prozent). Das Bruttoinlandsprodukt in der MEO-Region kletterte zwischen 2000 und 2011 um 35 Prozent, während die NRW-Wirtschaft um knapp 26 Prozent zulegte. Mit dem Wirtschaftswachstum habe die MEO-Region sogar die Kölner und Düsseldorfer Region übertrumpft, nur die Region Bonn/Rhein-Sieg habe man vorbeiziehen lassen müssen.

Also alles gut in der MEO-Wirtschaft? Für Püchel sind die Zahlen kein Grund, sich auszuruhen. Zumal die IHK ihre Mitglieder auch fragte, wo der Schuh drückt und welche Themen die Kommunalpolitik nach den Wahlen stärker in den Fokus nehmen sollte. Auf Platz 1 wünschen sich mit immerhin 74 Prozent der befragten Unternehmen eine Verbesserung der Verkehrssituation. Die IHK sieht hier großen Handlungsbedarf, zumal die Prognosen von einer deutlichen Zunahme des Güterverkehrs ausgehen. „Allein mit Fahrrädern werden wir die Lasten nicht bewegen können“, spielte Püchel offensichtlich auf die Bewerbung Essens um den Titel „Grüne Hauptstadt“ an. Des Weiteren sorgen sich die Firmen um die angespannte Haushaltslage, 67 Prozent sehen hier dringenden Handlungsbedarf. Püchel warnte jedoch davor, die Gewerbesteuer und die Grundsteuer B zu erhöhen. Das könne auch gegenteilige Effekte haben. Schließlich wünschen sich die Unternehmen ein klares Bekenntnis zur Industrie und mehr Anstrengungen bei der beruflichen Bildung, um dem Fachkräftemangel zu begegnen.