Es hat nicht sollen sein, Essen ist bei der Bewerbung um den Titel „Grüne Hauptstadt Europas“ knapp an Ljubljana gescheitert. Essens Umweltdezernentin Simone Raskob zeigte sich nach der Preisverleihung in der königlichen Bibliothek von Kopenhagen als faire Verliererin. „Wir sind ins Finale gekommen. Das war das Wichtigste. Leider hat es nicht gereicht. Glückwunsch an Ljubljana.“
Über die große Enttäuschung, die sich in der gesamten Delegation unmittelbar nach Bekanntgabe des Siegers breit machte, konnte dies nicht hinwegtäuschen. „Hätten wir etwas besser machen können?“, fragte Simone Raskob in die Runde. Essen hatte sich vor der Jury überzeugend präsentiert, als eine Stadt im Wandel, vor der noch ein gutes Stück Strecke liegt, die aber den richtigen Weg eingeschlagen hat. Von der ehemaligen Stadt von Kohle und Stahl zu einer lebenswerten Metropole, die sich den Herausforderungen der Zukunft stellt - das war der rote Faden der Bewerbung.
Andere Akzente
Und zweifellos hat Essen den weiteren Weg vor sich als Norwegens Kapitale Oslo, die als großer Favorit ins Rennen ging und doch leer ausging, oder auch als Ljubljana. Die Jury um Karl Falkenberg, dem Direktor Umwelt bei der Europäischen Union in Bonn, setzte bei ihrer Bewertung augenscheinlich andere Akzente. Sloweniens Hauptstadt hatte sich zum vierten Mal um den „Titel Grüne Hauptstadt“ beworben, im vergangenen Jahr stand sie im Finale.
Ljubljana ist eine wunderschöne Stadt. Die diesjährige Präsentation in der Finalrunde wirkte routiniert, aber seltsam uninspiriert. Kein Vergleich mit Essen oder Nimwegen. Die Holländer lieferten eine Performance mit viel Liebe und Humor ab. „Wir können Essen und Oslo nur mit unserem Herzen schlagen“, sagte ein Delegationsmitglied aus Nimwegen. Für den Titel reichte auch das nicht.
Was sprach für Slowenien? Das viele Grün in der Stadt, eine Verkehrspolitik, die den Bürgern ihre Innenstadt zurück gibt? Sicher auch das.
Nach der Siegerehrung war hinter vorgehaltener Hand auch von einer politischen Entscheidung die Rede. „Ljubljana war einfach dran“, formulierte einer. War der Titel etwa ein Abschiedsgeschenk für Janez Potocnik, den scheidenden EU-Umweltkommissar aus Slowenien? Essens Europaabgeordneter Jens Geier, der die Delegation begleitete, schließt aus, dass Potocnik Einfluss auf die Jury hatte. Der Runde gehörte er nicht an, jedoch verkündete er am Ende die Entscheidung der Jury.
Mit Ljubljana geht die Auszeichnung zum ersten Mal an eine Stadt aus Südosteuropa. Slowenien ist ein junges Mitglied der EU. Nach dem Verständnis der Jury soll der Titel Ansporn sein für andere Städte, sich zu bewerben und mehr zu tun für eine bessere Lebensqualität. Insofern war die Entscheidung für Ljubljana auch eine politische.
Essen wird es wieder versuchen, kündigte Umweltdezernentin Simone Raskob an. „Unsere Zeit wird kommen - auch für den Titel Grüne Hauptstadt Europas.“ Vielleicht schon 2017, die Bewerbung soll im Oktober vorliegen.