Grüne Hauptstadt – Essen versteht Niederlage als Ansporn
•
Lesezeit: 3 Minuten
Essen. Die enttäuschte Essener Delegation gratulierte in Kopenhagen dem Sieger des „Green Capital Award“, der slowenischen Hauptstadt Ljubljana. Die Stadtspitze liebäugelt mit einer neuen Bewerbung. Hinter vorgehaltener Hand war in Kopenhagen auch von einem politischen Urteil die Rede.
Das war das Wichtigste. Wir haben mit unserer Bewerbung eine tolle Geschichte erzählt. Glückwunsch an Ljubljana. Wir nehmen das als Ansporn und Motivation.“ Auch Oberbürgermeister Reinhard Paß versuchte, aus der Platzierung das Beste zu machen. Der zweite Platz, den sich die vier unterlegenen Finalisten teilten, sei für Essen eine „große Auszeichnung“.
Über die große Enttäuschung in der Essener Delegation konnte dies nicht hinwegtäuschen. „Hätten wir etwas besser machen können?“, fragte Simone Raskob in die Runde. Essen hatte sich überzeugend präsentiert, als eine Stadt im Wandel, vor der noch ein gutes Stück Strecke liegt, die aber den richtigen Weg eingeschlagen hat. Von der ehemaligen Stadt von Kohle und Stahl zu einer lebenswerten Metropole, die sich den Herausforderungen der Zukunft stellt – das war der rote Faden der Bewerbung. Und zweifellos hat Essen den weiteren Weg vor sich als Oslo oder Ljubljana. Die Jury um Karl Falkenberg, Direktor Umwelt bei der EU aus Bonn, setzte bei ihrer Bewertung jedoch andere Akzente.
Zum vierten Mal beim „Green Capital Award“ beworben
Sloweniens Hauptstadt hatte sich zum vierten Mal beim „Green Capital Award“ beworben, stand bereits 2013 im Finale. Die diesjährige Präsentation der wunderschönen Stadt im Finale wirkte routiniert, aber uninspiriert. Kein Vergleich mit Essen oder Nimwegen. Die Holländer lieferten eine Performance mit viel Liebe und Humor ab. „Wir können Essen und Oslo nur mit unserem Herzen schlagen“, sagte ein Delegationsmitglied. Auch das reichte nicht.
Was sprach für Ljubljana? Das viele Grün in der Stadt, eine Verkehrspolitik, die den Bürgern ihre Innenstadt zurück gibt? Sicher auch das. Nach der Siegerehrung war hinter vorgehaltener Hand aber auch von einer politischen Entscheidung die Rede. „Ljubljana war einfach dran“, sagte einer.
War der Titel auch ein Abschiedsgeschenk für Janez Potočnik, den scheidenden EU-Umweltkommissar aus Slowenien? Essens Europaabgeordnete Jens Geier, der die Delegation begleitete, schließt aus, dass Potočnik Einfluss auf die Jury hatte. Der Runde gehörte er nicht an. Wahrscheinlicher ist, dass die Jury beim Blick auf die bisherigen Titelträger ins Grübeln kam: Mit Ljubljana geht die Auszeichnung zum ersten Mal nach Südosteuropa. Slowenien ist ein junges Mitglied der EU. Nach dem Verständnis der Jury soll der Titel Ansporn sein für andere Städte, sich zu bewerben und mehr zu tun für eine bessere Lebensqualität. Insofern war die Entscheidung für Ljubljana auch eine politische.
Essen wird es wieder versuchen, kündigte Simone Raskob an. „Unsere Zeit wird kommen – auch für den Preis ‘Grüne Hauptstadt Europas’“. Vielleicht schon 2017.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.