Essen-Borbeck. . Das Unwetter hat im Borbecker Schlosspark 150 Bäume entwurzelt. Für Essens älteste Grünanlage gilt ein „Betretungsverbot“, an das sich aber nicht jeder hält.

Am Wochenende soll es ja schöner und wärmer werden. Gelegenheit also, mal wieder frische Luft inmitten der Natur zu genießen. Eine der beliebtesten Essener Grünanlagen für solche Ausflüge ist der Borbecker Schlosspark, der mit seiner interessanten Mischung aus Grün- und Stein-Architektur sowie mäandernden Spazierwegen lockt. Derzeit muss allerdings von einem Besuch der grünen Lunge abgesehen werden. Denn dieser sonst so gepflegte Ort der Naherholung hat akute Atemprobleme.

„Es herrscht Chaos. Ich habe hier eine fürchterliche Bilanz von 150 entwurzelten Bäumen“, sagt Franz Josef Gründges vom „Förderverein Schloss Borbeck“. Gründges ist durch den über 40 Hektar großen Park gegangen, gekrochen und geklettert, hat fotografiert und die Schreckens-Bilanz im Detail notiert. Zahlreiche Spazierwege sind komplett blockiert, weil sie unter umgefallenen Bäume begraben wurden.

Das Unwetter könnte nicht nur ein prägendes, sondern auch ein einschneidendes Ereignis für den Park gewesen sein. Der ist einer der ältesten Landschaftsgärten im Rheinland: Bereits im 16. Jahrhundert begannen die Fürstäbtissinnen, die hier einst ihre Sommerresidenz hatten, damit, den Buchenwald in einen bewaldeten Park umzugestalten. Laut Landschaftsverband Rheinland ist der Park heute „bedeutend für die Geschichte der deutschen Gartenkunst“. In einem Gutachten heißt es weiter: „Mit der Schlossanlage hat der Schlosspark wegen seiner ortsbildprägenden Gestalt städtebauliche Bedeutung. Die Erhaltung und Nutzung liegen aus künstlerischen, wissenschaftlichen, gartenarchitekturgeschichtlichen, sowie aus städtebaulichen Gründen im öffentlichen Interesse.“ Insofern stellt sich jetzt auch die Frage, inwieweit die Wiederanpflanzung der teilweise besonderen Bäume-Ensembles forciert wird? Der Kulturhistorische Verein und der Bürger- und Verkehrsverein Borbeck haben bereits ihre Unterstützung zugesagt.

Die Borbecker und auch die anderen Essener würde es freuen, wenn der älteste Park der Stadt wieder auf Vordermann gebracht wird. Schon jetzt lassen sich einige Zeitgenossen nicht vom Besuch der Anlage abhalten, für die noch ein „Betretungsverbot“ gilt.

Die Missachtung kann gefährlich werden, wie in diesen Tagen zu beobachten war. Eine Gruppe junger Leute hatte es sich auf der niedrigen Mauer hinter dem Schloss gemütlich gemacht. Über ihnen baumelte ein abgeknickter dicker Birkenast. Ein starker Windstoß, und er wäre auf den Köpfen der Unvorsichtigen gelandet. Wenige Meter weiter hat es bereits gekracht: Ein dicker Baum hat beim Sturz die romantische Terrasse der SchlossGastronomie nur um einen Meter verfehlt. Zum Glück erwischte er bei der Landung nur Bodenplatten.