Huttrop/Steele. .

Es dämmert im dunklen, finsteren Wald. Hänsel und Gretel haben sich verlaufen. Als sie nicht mehr zurück nach Hause finden, stimmen beide ein Nachtgebet an. Während die Kinder singen, treten Engel hinzu. Nur eine Szene aus dem integrativen Singspiel frei nach Engelbert Humperdinck, das am 21. Juni um 18 Uhr im Hotel Franz an der Steeler Straße aufgeführt werden wird.

Die Hauptrollen haben Valentin Weßkamp und Maria-Luisa Menzel Andrino übernommen, doch neben den jüngsten Sängern aus Vorschule und B-Chor des Essen-Steeler Kinderchores sind auch 25 Schüler der Pestalozzi- und Franz Sales Förderschule unter den Darstellern. Nach monatelangen Einzelproben spielen, singen und tanzen alle Kinder zum ersten Mal in kompletter Besetzung. Und es ist höchste Zeit, denn die große Premiere naht.

Passend zum Konzept des Stücks, für das Humperdincks Oper die Vorlage lieferte, wird sich Saal des integrativen Hotel Franz in den großen finsteren Wald verwandeln, in dem die böse Knusperhexe ihr Unwesen treibt. So kurz vor der Premiere sind alle Kinder sehr konzentriert; jedem ist die Begeisterung anzumerken. Gemeinsam tanzen Hänsel und Gretel erst mit den Schülern zu „Brüderchen komm tanz mit mir“, um kurz darauf gemeinsam mit dem ganzen Chor das Kinderlied „Ein Männlein steht im Walde“ auf Gebärdensprache zu übersetzen. „Die Spontanität der Kinder mit geistiger Behinderung lässt immer wieder besondere Momente aufkommen“, sagt Dr. Maria del Pilar Andrino Garcia, Vorstandsvorsitzende des Steeler Kinderchores. „Das zeigt sich in Begeisterung, Rührung und Wahrnehmung vieler scheinbar kleiner Details“. Das Lächeln und die Freude bereicherten die Proben und führten dazu, dass alle Beteiligten gelassen, respektvoll und achtsam miteinander umgingen.

Die Planungen des Chors, ein integratives Projekt zu gestalten, begannen schon vor Jahren. Bei den Vorbereitungen der beiden Singspielaufführungen im Februar zeigte sich, wie viel Potenzial das Grimm’sche Märchen für eine integrative Spielversion bietet. „Es wird unter anderem Piktogramme aus dem Bereich der unterstützen Kommunikation und viele andere Finessen geben“, erzählt Maria del Pilar Andrino Garcia. „Das wird eine Singspiel der besonderen Art.“

Ein besonderes Erlebnis ist das Projekt auch für Johanna Weßkamp, die parallel zur Chorarbeit ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Franz Sales-Förderschule macht: „Ich habe mich total gefreut, als wir in der Schule mit den Proben angefangen haben.“ Die Freude und die Euphorie, mit der viele Kinder an das Singspiel herangingen, haben sie begeistert: „Gerade bei der ersten gemeinsamen Probe war es zu sehen, wie offen die Chorkinder und die Kinder mit Behinderung miteinander umgegangen sind“, sagt Johanna. „Hier wird Integration gezeigt und gelebt.“ Trotz der vielen Proben kann es zu Improvisationen bei der Premiere kommen. „Das macht den Charme des Projekts aus“, sagt Johanna.