Heisingen. .

Da sitzen sie in ihrem selbsternannten „Ersatzwohnzimmer“ an der Ecke Hagmanngarten. Eine Handvoll älterer Männer hat es sich hier auf den Bänken gemütlich gemacht, der eine kommt, der andere geht, leer ist es hier selten. Der Heinz, der Walter, der Willi – man duzt sich, man kennt sich, man trifft sich. Die Herren reden über Schalke und Dortmund, über den Sturm und natürlich über die guten, alten Zeiten, als es in Heisingen noch viele Kneipen gab, in denen man bei einem frischgezapften Pils mit einer Schaumkrone wie aus der Werbung, und Massen an Zigaretten über die genannten und andere Themen philosophierte. Doch die Zeiten der urigen Kneipen im Eiche-Rustikal-Stil, in denen der Wirt seine Gäste alle beim Vornamen kannte und nannte, die sind in Heisingen schon länger vorbei.

Mobilar- statt Pizzaverkauf

Um nur ein paar wenige Beispiele zu nennen: An der Gaststätte „Im Bürgerkrug“ an der Bahnhofstraße/Ecke Lelei sind die Rolläden runter, vor der Kneipe „Zum Türmchen“ steht ein großes Plakat einer Immobilienfirma, die hier – so steht es geschrieben – demnächst „ein neues Projekt für individuelle Wohnansprüche“ verwirklicht. Die Gaststätte „Witte“ an Lanfermannfähre am See verrottet vor sich hin, im Restaurant „Da Pietro“ an der Zölestinstraße wird derzeit das Mobiliar statt Pizza verkauft und das Café „Lützenrath“, wo „Pflaumen-Paula“ einst dicke Kuchenstücke mit noch größeren Sahneportionen servierte, wich schon vor einigen Jahren für Neubauten.

„Früher hatten wir hier in Heisingen rund 30 Kneipen“, erinnert sich Dieter Vöcklinghaus, ebenfalls Stammgast in der „Rentnerdorfrunde“ am Hagmanngarten und Heisinger seit eh und je, genau genommen seit seiner Geburt vor 73 Jahren. Er kann sich noch gut an damals erinnern. Und wenn er von „damals“ redet, spricht er vom sonntäglichen Frühschoppen, als in den Dorf-Gaststätten helle Biere für je 25 Pfennig über die Theken gingen, Karten „gekloppt“ wurden und die Bergleute ihr verdientes Feierabendbierchen genossen. Rappelvoll seien die Kneipen immer gewesen. Aber irgendwann blieb die Kundschaft aus, womöglich, so vermutet Vöcklinghaus, weil die jungen Männer heute familienbezogener seien und seltener vor die Tür gingen?