Essen. . Die Stadt Essen dürfte mit dem Jahrhundertprojekt „Emscher-Umbau“ bei der „Grüne Hauptstadt“-Jury Punkte sammeln können. Im vergangenen Jahr wurde das Projekt mit dem Gewässerentwicklungspreis 2013 der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall ausgezeichnet.
Wenn Essen im Finale des Wettbewerbs um den Titel „Grüne Hauptstadt Europas 2016“ antritt, kann die Stadt mit einem Pfund wuchern, das es in vergleichbarer Form europaweit nirgends gibt: der Emscher-Umbau. Die milliardenschwere Jahrhundertmaßnahme ist in der 200 Seiten starken Bewerbungsschrift daher auch von der Verfassern als „regionales Leitprojekt“ ausgewiesen worden.
Der Emscher-Umbau könnte der Stadt wichtige Pluspunkte in der Wertung der Jury einbringen. Schließlich ermöglicht der Emscher-Umbau Schritt für Schritt zahlreiche stadtplanerische Entwicklungen entlang der städtischen Wasserläufe.
„Der Emscher-Umbau bietet uns die Jahrhundertchance, einen ungeliebten Fluss wieder zum Leben zu erwecken und gleichzeitig der gesamten Region ein neues Gesicht zu geben“, heißt es bei der für das Projekt verantwortlichen Emschergenossenschaft.
Mit Auszeichnung gewürdigt
Erst im vergangenen Jahr wurde das Projekt mit einer weiteren Auszeichnung gewürdigt: Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall hat den Umbau der Emscher mit dem „Gewässerentwicklungspreis 2013“ ausgezeichnet. Die Jury nannte die ökologische Verbesserung des Flusses und die Steigerung der Wasserqualität einen „Meilenstein der Gewässerrenaturierung im dicht besiedelten Raum.“
StadtgrünVon dem Emscher-Umbau profitiert auch die heimische Tierwelt: In naturnahen Nebengewässern der Emscher kommen insgesamt 109 Tierarten vor, darunter fünf Köcherfliegenarten, die in Nordrhein-Westfalen als gefährdet eingestuft sind. Außerdem – Forscher sind davon begeistert – ist in dem Gewässer die seltene Emschergroppe wieder aufgetaucht. Und, ebenfalls erfreulich: Die sprießende Pflanzenwelt entlang der Emscherufer hat dazu geführt, dass der Grünspecht im Ballungsraum Rhein-Ruhr nicht mehr auf der Roten Liste steht – sondern inzwischen auch wieder in den Gärten der Stadt zu finden ist.
Abschluss für 2020 geplant
Das Großprojekt wird voraussichtlich bis 2020 abgeschlossen sein. „Aus oberirdischen Abwasserkanälen werden ökologisch wertvolle Wasserläufe und attraktive Erholungsräume, die zur Steigerung der Lebensqualität in der Stadt maßgeblich beitragen werden“, so steht es in der Essener Bewerbung.
Damit das Mammut-Projekt am Ende erfolgreich sein wird, werden etwa 4,5 Milliarden Euro investiert. Rund 500 Millionen Euro der Gesamtsumme entfallen auf Arbeiten im Essener Stadtgebiet.
„Der Umbau der Emscher wird bei den Bürgern zu einer veränderten Wahrnehmung ihrer Stadt führen“, sagte Umweltdezernentin Simone Raskob jüngst. Das mittlerweile überholte Vorurteil, nach dem es im Süden der Stadt grün und im Norden grau sei, habe schon lange seine Gültigkeit verloren.
Obwohl auch an Gewässern im Süden reichlich gearbeitet werde, sei es jetzt besonders der Norden, der vom Emscher-Umbau profitiere. „Langfristig wird der Emscher-Umbau dazu führen, dass die Menschen in Essen die Stadt emotional nicht länger in Nord und Süd aufteilen“, erwartet Raskob.