Essen. . Nachdem mehrere Tausend Fußball-Fans am Montagabend in der Essener Grugahalle das WM-Spiel der DFB-Elf gegen Portugal verfolgt hatten, kam es zu einer Schlägerei. Die Polizei meldete “ca. 100 Personen“. Public-Viewing-Veranstalter Thomas Siepmann ist deshalb auch am Dienstag noch verärgert und erwägt eine Beschwerde.
Volles Haus, ein überrage des Spiel der deutschen Kicker, eine rauschende Fußball-Party: Den Montagabend hatte Thomas Siepmann, Veranstalter des Public Viewing in der Grugahalle, schon unter dem Prädikat „voller Erfolg“ abgelegt. Doch dann der Schock. Plötzlich war die Rede davon, dass es vor der Halle eine Prügelei mit rund 100 Beteiligten gegeben haben soll. „Ich bin fast aus dem Bett gefallen“, sagt Siepmann. Damit ging er los, der große Ärger um eine kleine Meldung.
Am Dienstag gab sich der Geschäftsführer einer Essener Werbefirma stocksauer – und sah sich zu einer Richtigstellung gezwungen. Eine Massenschlägerei habe es nie gegeben, machte Siepmann öffentlich. Nach dem Abpfiff seien lediglich fünf bis sechs Personen aneinandergeraten, das höchste der Gefühle sei ein blaues Auge gewesen. „Die Polizei musste gar nicht eingreifen“, so Siepmann. Die zuständige Sicherheitsfirma hätte die Situation bereits beruhigt und die Störenfriede an die Einsatzkräfte übergeben. Eine Person wurde nach Polizeiangaben wegen gefährlicher Körperverletzung festgenommen. Warum zunächst von etwa 100 Personen die Rede war, konnte sich Siepmann nicht erklären. Durch die aus der Gruga-Halle strömenden Gäste sei die Situation wohl „unübersichtlich“ gewesen.
Einfach so auf sich beruhen lassen will Siepmann die Vorkommnisse auf keinen Fall. „Wir werden das Gespräch mit der Polizeipräsidentin suchen, die Kommunikation muss besser werden.“ Als Veranstalter sei er überhaupt nicht befragt worden, bevor die Pressemeldung der Polizei herausgegangen sei. Siepmann denkt sogar darüber nach, eine offizielle Beschwerde bei der Polizeipräsidentin einzureichen und womöglich den Landtag einzuschalten.
In der Nacht wurde die Nachricht von der Massenschlägerei, die keine war, von der Deutschen Presse-Agentur verbreitet – in ganz Deutschland. „Das ist ein Imageschaden für unsere Stadt“, sagt Thomas Kufen, Essener Fraktionschef und Landtagsabgeordneter der CDU, der das Spiel am Montagabend in der Grugahalle verfolgte und keine Anzeichen einer solchen Randale erkennen konnte.
Über ein mögliches schlechtes Image ärgert sich auch Thomas Siepmann: „Jetzt heißt es, von Flensburg bis Garmisch blieb alles friedlich – nur in Essen hatten sich die Prolls nicht im Griff.“ Dabei betont Siepmann, dass die Veranstaltung in der Grugahalle absolut sicher sei: „Besorgte Eltern können ihre Kinder ohne Bedenken hingehen lassen.“
Für die Polizei war der kurze Tumult vor der Halle zunächst „eine brisante Geschichte“, sagte deren Sprecher Marco Ueberbach gestern. Es habe eine plötzliche Bewegung in der Masse der Besucher gegeben, Menschen schrien und kreischten, die einen vielleicht aus Angst, die anderen aus Aggression. Und es gab einige Personen, der die Polizei und die privaten Sicherheitsleute Herr werden mussten. Ja, es habe Gewalt gegeben. Ja, es wurde mit einer Gürtelschnalle geprügelt, sagt Ueberbach: „Doch von einer Massenschlägerei haben wir nie gesprochen.“ Stimmt. Nur missverständlich formuliert.
Die Meldungen im Wortlaut
Um 22.15 Uhr meldete die Essener Polizei wörtlich: „Kurz nach Spielschluss kam es zu einer Schlägerei vor der Essener Grugahalle (...). Bis zu circa 100 Personen gerieten kurzfristig in Streit.“
Die Deutsche Presse-Agentur machte in einer ersten Meldung daraus: In Essen „stritten und schlugen sich rund 100 Menschen nach dem Public Viewing“. Am gestrigen Nachmittag korrigierte die dpa dann: „In Essen gerieten nach dem Schlusspfiff (...) rund hundert Menschen (...) in Streit. In dem Tumult sei etwa eine Handvoll Fans handgreiflich geworden."
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