Essen. . Eine Patientin warf einen Essener Arzt vor, von ihm während der Behandlung sexuell missbraucht worden zu sein. Das Gericht hat den Mediziner am Montag freigesprochen. Nach dem Gesetz habe der Arzt nichts Strafbares getan, so die Richterin.
Handelte es sich bei der Behandlung in einer Rüttenscheider Praxis um sexuellen Missbrauch oder um eine ganzheitliche osteopathische Therapie im Rahmen alternativer Medizin? Diese Frage musste am Montag das Amtsgericht klären. Für den 39-jährigen Arzt auf der Anklagebank endete der Prozess mit einem Freispruch und dem Rat von Richterin Christine Heckmann, Patienten in Zukunft, wenn möglich, umfangreicher aufzuklären.
Die 35-jährige Patientin hatte am 16. Dezember 2013 einen Termin in der Arztpraxis zur Akupunktur und Osteopathie-Behandlung. Kopf- und Bauchbeschwerden führten sie zum ersten Mal zu einer derartigen Therapie. Nach der Akupunktur begann der 39-Jährige mit der manuellen Behandlung im Kopf-Nacken-Bereich, dann weiter über den Bauch bis zum Schambein.
„Und ganz sicher nicht darüber hinaus“, sagt der Arzt und erklärt weiter, das sei die völlig normale Behandlungsmethode. Er demonstriert das auch mit Hilfe von Videos und Schaubildern. Die Zeugin bestätigt schließlich, weiter als bis zum Schambein seien die Berührungen nicht gegangen. Aber: Schon Fragen des Mediziners nach ihren Lebensumständen, zum Beispiel nach dem Beruf des Mannes oder möglichen persönlichen Problemen empfand sie als befremdlich. Die zur ganzheitlichen Therapie gehörenden Berührungen verletzten dann ganz erheblich ihr Schamgefühl.
„Er hat den Bauch abgetastet und kam immer tiefer mit der Hand“, berichtet die Zeugin mit tränenerstickter Stimme. Sie sei unsicher gewesen, berichtet die 35-Jährige weiter, ob das alles so richtig sei. Ihr Mann sei für eine Anzeige gewesen.
„Sie haben alles als zu intim und zu nah empfunden“, bestätigt die Richterin der Zeugin. Aber nach dem Gesetz sei nichts Strafbares geschehen. Für den Arzt bleibt eine Verunsicherung: „Ich habe jetzt Hemmungen“, sagt er.