Wer Bürgermeister wird, ist sicherlich nicht die zentralste aller Fragen in der künftigen Essener Stadtpolitik, dennoch wird sie am 18. Juni beantwortet. Doch schon Tage bevor sich der neue Rat konstituiert, ist klar: Für den dritten Mann, für Rolf Fliß von den Grünen, wird’s diesmal mehr als eng. Denn seitdem als wahrscheinlich gilt, dass SPD und CDU für die nächsten Jahre gemeinsame politische Sache machen und damit Rot-Grün keine Geschäftsgrundlage mehr hat, gibt es für die Sozialdemokraten keinen Grund mehr, in der neuen Ratsperiode einen Beschluss aus der alten wieder einzukassieren.
Man erinnert sich: Es waren die Linken, die im Zuge der Haushaltsberatungen vor drei Jahren auf die Idee kamen, ab der Kommunalwahl 2014 den Posten des dritten Bürgermeisters nicht mehr zu besetzen. Die Sozialdemokraten konnten sich damit anfreunden, wünschten geheime Abstimmung – und siehe da: Der Spar-Beschluss kam mit der Mehrheit der Stimmen durch und „die hierfür eingestellten Mittel“ wurden daraufhin „ersatzlos gestrichen“, wie es in dem Antrag hieß.
Mal abgesehen davon, dass die Genossen weniger Lust denn je verspüren, sich eine erstklassige Begründung ausdenken zu müssen, um den Beschluss wieder einzukassieren, würde eine Abkehr vom eigenen Wollen finanzielle Dehnübungen provozieren. Da das Geld für einen dritten Bürgermeister im Haushalt nicht vorgesehen ist, müsste die Politik Kompensation auf Kosten anderer Aufgabenfelder betreiben.
Auch wenn Grünen-Sprecher Mehrdad Mostofizadeh als Vertreter der drittgrößten Fraktion im Rat mehrfach wiederholt hat, „wir erheben einen Anspruch auf Repräsentanz“, scheint dieser Appell zu verhallen. Man hat nachgerechnet: Abgesehen von Beschlusslage und Kostenfrage stünde den Grünen nach d’Hondt’schem Zählverfahren gar kein dritter Bürgermeister-Posten zu, heißt es bei der SPD.