Ruhrhalbinsel. .

Am Tag danach wurde das Ausmaß des Sturms erst richtig deutlich. Am Baderweg in Heisingen, nahe der Grundschule, stand noch ein Auto unter einem gewaltigen Baum begraben, die Wurzel war aus der Erde gerissen worden. Auf der Wiese daneben hatte sich ein Fahrzeug der Feuerwehr im Einsatz einen halben Meter tief in die Erde gegraben und steckte fest.

„Brötchen sind ausverkauft“, hieß es in mancher Bäckerei am Morgen, da die Fahrer mit den Lieferungen nicht durchkamen. Während Anwohner ihre Grundstücke fegten und Äste zur Seite räumten, waren Mitarbeiter von Gartenbaufirmen mit Kettensägen unterwegs und sägten umgefallene Bäume auf Privatgrundstücken klein. Stromhäuschen sind von Bäumen zerschmettert worden, Baumkronen haben Garagenausfahrten versperrt.

Am Baldeneysee gab es kaum ein Durchkommen auf den Rad- und Spazierwegen, die streckenweise einem Dschungel glichen. Mancher Jogger und auch Spaziergänger kletterte zunächst mit seinem Hund über die dicken Stämme, um dann doch im Dickicht aufzugeben und wieder umzudrehen.

Straßen wie die Lelei hatte die Feuerwehr im Verlauf des Dienstags zum Teil geräumt, so dass die Autos im Slalom durchfahren konnten. Die freie Fahrbahn teilten sie sich mit Fußgängern, da die Bürgersteige oft noch von Ästen versperrt waren. Immer noch kamen Nachbarn herbei und machten Bilder von den Spuren, die der Sturm in ihrem Stadtteil hinterlassen hat.

Bäume brachen wie Strohhalme

Am Tag eins nach den schweren Unwettern vom Montagabend bot sich auch in Teilen von Überruhr, Holthausen und Steele ein Bild der Verwüstung. Auf dem Spielplatz der Kita „Lummerland“ am Deimelsberg etwa wurde ein Baum komplett entwurzelt und fiel auf die Holzklettergeräte. Kaum vier Kilometer weiter in Richtung Süden sah die Klapperstraße aus, als habe Grün und Gruga eine groß angelegte Grünschnittaktion gestartet. Entlang der Gehsteige lagen gestern etliche armdicke Äste. Manche Bäume brachen einfach in der Mitte durch, als seien es Strohhalme. Dramatische Szenen spielten sich auch in der Straße Nöckersberg in Kupferdreh ab, als eine Stromleitung funkenschlagend über den Asphalt schleifte.

Olaf Eybe, der seit zehn Jahren in Überruhr wohnt, ist schier fassungslos, was die entfesselten Naturgewalten binnen weniger Stunden an Schaden angerichtet haben. „Solange ich hier wohne, habe ich solch ein starkes Unwetter nicht erlebt.“ Selbst als beizeiten der Orkan „Kyrill“ über Essen hinwegfegte, sei dies im Vergleich zum Montagabend beinahe harmlos gewesen.

Schauderhafte Fotos

Als Fotograf machte sich Olaf Eybe am Dienstagvormittag gleich auf den Weg, um das Ausmaß der Schäden in seinem Quartier und der Nachbarschaft zu dokumentieren. Was er vor die Linse bekam, ließ ihn so manches Mal erschaudern: Am Hinseler Hof hatte ein Baum ein Auto mit Frankfurter Kennzeichen geradezu erschlagen; und auf dem Basketballfeld am Stephanus-Gemeindehaus an der Langenberger Straße war an Sport nicht zu denken.

Auch für Olaf Eybe, den Hobbyfotografen, ging die Sache nicht ohne Verluste ab: „Im Garten sind gleich zwei Bäume entwurzelt worden. Die Kettensäge war schon im Einsatz.“