Als „schwer aber notwendig“ bezeichnet Heidemarie von Münchhausen ihren CDU-Austritt. Seit Monaten brodele es zwischen ihr und „einigen Rats-Herren“, der erlittene Vertrauensverlust habe ihr, einer selbstbewussten Kämpfer-Natur, letztlich keine Wahl gelassen.
Herber Vertrauensverlust
Das Tuch zwischen von Münchhausen und Ratsvertretern wie Hans-Peter Huch ist bereits seit dem vergangenen Herbst zerschnitten. In der Jahreshauptversammlung der Rüttenscheider CDU wird die 71-Jährige von 28 Mitgliedern auf Platz eins der Liste gesetzt. Sie ist fest in dem Glauben, wieder als Kandidatin für das Bezirksbürgermeister-Amt anzutreten. Hinter verschlossenen Türen habe die Herren-Riege aber offenbar andere Pläne gehabt, schildert die Rüttenscheiderin. Bei der wenig später anberaumten Versammlung der CDU im Bezirk wird Hans Schippmann, der sich nach knapp 40 Jahren aus dem Rat zurückziehen möchte, zum neuen Kronprinzen der Christdemokraten in der Bezirksvertretung II gekürt, von Münchhausen mit Platz zwei „ausgebootet“, wie sie heute sagt. Mehrfache Gesprächsangebote ihrerseits seien gescheitert, die Entscheidung für Schippmann habe man ihr nicht persönlich, sondern am Telefon mitgeteilt. „Hätte man mit mir gesprochen, wäre die Lage eine völlig andere. Nach zehn Jahren ehrenamtlicher Arbeit in der Bezirksvertretung II sollte man anders miteinander umgehen“, sagt von Münchhausen.
Der Enttäuschung sei ein „harter, innerlicher Kampf“ gefolgt, „ich wusste ja auch, dass Wahlen anstehen“, sagt von Münchhausen. Die Bombe nur knapp eine Woche nach dem Wahlsonntag platzen zu lassen, habe der CDU nicht schaden sondern sie im Gegenteil schützen sollen. „Die Wahlverluste für die CDU im Süden wären höher gewesen, wenn ich meinen Entschluss vor dem 25. Mai umgesetzt hätte“, so von Münchhausen, die 1997 Mitglied der Christdemokraten geworden war.
Ihr Mandat aber habe sie unabhängig von den Parteiquerelen in der männerdominierten Politik-Riege weiter behalten wollen, „ich bin leidenschaftlich gerne in der Bezirkspolitk“. Deswegen möchte sie auch den Begriff der Wählertäuschung nicht gelten lassen, „die Menschen haben mich wegen meiner politischen Arbeit gewählt“, ist sie überzeugt. Ursprünglich habe sie für ihre „definitiv letzte Legislaturperiode“ die Mitarbeit als parteiloses Mitglied der BV II angestrebt. Die Option, ins Essener Bürgerbündnis zu wechseln, habe sich „spontan ergeben“.
EBB mit eigener Fraktion
Dort bildet von Münchhausen künftig mit Dagmar Rode – mit der sie bereits im Namensstreit um die Umbenennung der Von-Seeckt- und Von-Einem-Straße Seite an Seite stand – eine eigene Fraktion. „Mir ist weiterhin an einer guten Zusammenarbeit mit der CDU im Bezirk II gelegen, dort habe ich nie Probleme gehabt. Das will ich betonen. Ich möchte kein böses Blut, sondern vielmehr schnell an die Arbeit gehen. An den bestehenden Mehrheitsverhältnissen hat sich schließlich nichts geändert, wenn die Grünen sich wieder für eine Koalition mit SPD und Linken entscheiden“, so von Münchhausen. Welchem Bürgermeister-Kandidaten sie am kommenden Donnerstag ihre Stimme gibt, das bleibt jedoch ihr (Wahl-)Geheimnis.