Laut hämmert der Bass aus den Boxen und gibt den Takt vor. Die drei Tänzerinnen umkreisen sich lauernd wie wilde Tiere, zeigen ihre geschmeidige Kraft und ihre Dominanz, ihre Gier, ihre Lust und ihre Leidenschaft und warten doch nur auf den geeigneten einen Moment, um plötzlich übereinander herzufallen. Aber den Kampf kann nur eine gewinnen: die Wölfin. Stolz zeigt sie ihr blutverschmiertes Gesicht und würdigt die Unterlegenen, die sich ihre Wunden lecken, keines Blickes.

Die Wölfin, so heißt auch das Tanztheaterstück, das Eloisa Mirabassi konzipiert und choreographiert hat und das am Freitag im ChorForum Premiere hat. Es ist, so erzählt Eloisa Mirabassi, eine neue Geschichte, angelehnt an Dantes Hölle und an ihre Erinnerungen an die Legenden und Sagen aus ihrer Heimat Umbrien, die sich um den Heiligen Franziskus von Assisi ranken. Daraus entstanden ist ein intensives Tanzstück, in dem Grausamkeit und Schönheit, Himmel und Hölle unmittelbar nebeneinander Platz finden. Gemeinsam mit vier lateinamerikanischen Tänzerinnen hat Mirabassi das Stück in den vergangenen drei Monaten erarbeitet und dabei auch Platz für Improvisationen und dynamische Entwicklungen gelassen.

Für Pauline, Mercedes, Camila und Doralisa ist es wieder eine neue Erfahrung. Die vier Mittzwanzigerinnen sind aus Venezuela und Chile nach Deutschland gekommen, um ihre Tanzkünste zu perfektionieren, sind auf der Suche nach neuen Impulsen für den Tanz. „Das Ruhrgebiet ist perfekt dafür. Nirgendwo gibt es so viele kleine und große Theater und so viele Kreative in Sachen Tanz“, sagt die Chilenin Pauline, die sich europaweit um eine Tanzausbildung bewirbt und im ChorForum, wie ihre Kolleginnen, ihr tänzerisches Talent unter Beweis stellen kann.