Zu den ewig beliebten Gerichten der Haupt-Mensa in Essen (mehr als 3000 verkaufte Mahlzeiten täglich) zählen Burger und Pommes. Doch schon jedes dritte Essen, das verkauft wird, ist vegan. „Ich bin Veganer“ – 1974 hätte man darauf wohl geantwortet: „Interessant, ,Vegan’, wo liegt das?“
Vor genau 40 Jahren wurde das Studentenwerk Essen-Duisburg gegründet; damals, also vor der Uni-Fusion, waren es noch zwei getrennte Anstalten öffentlichen Rechts. Mit einer originellen Aktion feiert man in dieser Woche den runden Geburtstag: Es gibt Mahlzeiten nach Original-Rezepten von 1974. „Was wir in dieser Woche als Aktions-Essen anbieten, hat es genau so 1974 mal gegeben“, berichtet Achim Herrmann, Küchenchef der Essener Hauptmensa. „Wir haben in alten Speiseplänen geguckt und wurden fündig.“
Montag ging es los mit „Szegediner Gulasch mit Kartoffelkloß“, 600 Gerichte seien davon verkauft worden, berichtet Herrmann, „das ist mehr als erwartet“. Denn die üblichen anderen Gerichte gibt es natürlich auch noch: Montag waren das Currywurst und Hähnchenschnitzel und Kartoffel-Spinat-Pfanne.
Am gestrigen Dienstag: „Seelachsfilet mit norwegischem Kartoffelsalat, schottische Bauernsuppe“, stand auf dem Plan, wobei es sich bei der Bauernsuppe eindeutig um Graupensuppe handelte. Graupen! Achim Herrmann gesteht: „Ich selbst habe keine Erinnerung an solche Gerichte, ich bin Jahrgang 1976.“
Der Geschmackstest ergab: Die Fischpanade war ausgesprochen kräftig, das würde man so vielleicht heute nicht mehr so machen, doch der Kartoffelsalat: Sehr klassisch angemacht, Zwiebel, Zitrone, Sahne, lecker, und man fragt sich ein bisschen, warum solche Klassiker heute verschwunden sind.
„Sind sie ja nicht“, sagt Herrmann, „vieles von dem, was in der Aktions-Woche als Retro-Essen angeboten wird, gibt es heute sonst auch noch – aber abgewandelt“. Beispiel: Königsberger Klopse (gibt es Donnerstag) kommen mittlerweile nicht mehr vom Schwein, sondern von der Pute. Der vielen muslimischen Studenten wegen. Doch eins, was es in dieser Woche gibt, wurde längst vom regulären Speiseplan verbannt: Am heutigen Mittwoch steht „Kalbsleber mit Selleriepüree“ auf der Karte, „Innereien“, sagt Herrmann, „können Sie heute im regulären Geschäft eigentlich nicht mehr anbieten.“
Die Retro-Essen gehen womöglich auch deshalb so gut weg, weil sie nur 1,50 Euro kosten – als Gesamtmahlzeit. Für die üblichen, selbst zusammengestellten Komponenten-Essen zahlt der Student in der Regel das Doppelte.
PS: Die Mensa steht jedem Gast offen, nicht nur Studenten. Geöffnet täglich von 11.15 bis 14.15 Uhr.