Essen.. Der Protest ausländischer Bauarbeiter auf der Thyssen-Krupp-Baustelle geht weiter. Ein Einigungsversuch mit ihren Auftraggeber Cobau platzte am Freitag, weil dessen Angebot viel zu niedrig war. Nun wollen sie das ganze Wochenende ausharren. Ihre Hoffnung: neue Verhandlungen am Montag.

Einen Tag und eine Nacht dauerte ihr Protest am Freitag schon. Und Enrique Vargas ist mit seinen Kollegen gewillt, noch weitere Tage und Nächte an der Baustelle am neuen Thyssen-Krupp-Quartier auszuharren. Solange, bis sie ihr, wie sie sagen, hart erarbeitetes Geld endlich bekommen. Selbst einen Hungerstreik schließen die vier Bauarbeiter nicht aus.

Enrique Vargas kommt aus Spanien und ist Trockenbauer. Die Arbeitslosigkeit im eigenen Land ist hoch. Er war froh, den Auftrag in Deutschland bekommen zu haben. Zusammen mit seinem Compagnon Enrique de Torro und sechs weiteren Mitarbeitern arbeitete er von Februar bis Ostern am Bau der neuen Bürohäuser mit. Als Sub-Subunternehmer. Generalunternehmer im Auftrag von Thyssen-Krupp ist der Baukonzern Bilfinger, und der hatte die Trockenbauarbeiten an die Cobau aus Münster vergeben. Die wiederum beschäftigte Unternehmen wie das von Vargas und Torro.

Cobau schulde Zehntausende Euro

54 000 Euro, sagen die beiden, bekommen sie von Cobau noch. Doch das Unternehmen zahle nicht, verweise auf angeblich falsche Rechnungen. „Wir haben keinen Pfennig mehr. Wir bleiben hier, bis unser Geld kommt“, baut sich Vargas vor dem Transparent auf, das sie mit großen Leuchtbuchstaben beschrieben und am Bauzaun aufgehängt haben.

Auch Matteo Pellegrino und Robert Jovic warteten bis Freitagnachmittag auf 37 000 Euro von Cobau. Immer wieder sei man von der Firma vertröstet worden. Seit Monaten, beklagen die Italiener. Der Protest am Thyssen-Krupp-Quartier sei ihre letzte Hoffnung. „Thyssen-Krupp muss uns helfen.“

Viel kann man dort nicht tun. Der Konzern versuchte am Freitag, zumindest zu vermitteln. Sollten die Vorwürfe stimmen, wäre das für Thyssen-Krupp natürlich völlig inakzeptabel, sagte ein Sprecher. „Aber wir können das nicht überprüfen.“

Bilfinger Berger schaltet sich ein

Hinter den Kulissen liefen am Freitag bereits Verhandlungen zwischen den Betroffenen und Cobau, in die sich Bilfinger eingeschaltet hatte. Offiziell hieß es seitens des Baukonzerns nur: „Wir haben Cobau ordnungsgemäß bezahlt. Das Ganze ist Thema von Cobau.“ Der Sprecher bestätigte, dass Bilfinger den Vertrag mit den Münsteranern mittlerweile aufgekündigt hat. Cobau selbst war für Nachfragen der WAZ nicht zu erreichen.

Cobau-Geschäftsführer Bert Stöppler hatte in Medienberichten angekündigt: „Jeder kriegt das Geld, das ihm zusteht“. Was er damit meint, machte er am Freitag in Verhandlungen mit Vargas und dessen Kollegen klar: 14 000 bzw. 11 000 Euro sollten sie bekommen. Für sie völlig inakzeptabel. Sie werden deshalb das ganze Wochenende ausharren und setzen auf die Verhandlungen am Montag.