Essen. . Die Kassenärztliche Vereinigung will für die bei Diavero untersuchten Frauen eine Zweitmeinung über ihre Be-funde möglich machen. Chefärzte der Frauenkliniken stellen sich hinter Krüger und Co.: „Jederzeit hohe Qualität“.

Im Streit um die vermeintlich fehlende Qualität bei der Brustkrebsvorsorge im Essener Mammografie-Programm will die Kassenärztliche Vereinigung den verunsicherten Frauen jetzt entgegenkommen. Auf NRZ-Anfrage hieß es gestern in Düsseldorf, man arbeite daran, den verunsicherten Klientinnen die Chance einzuräumen, sich eine Zweitmeinung zu ihrem Befund einzuholen.

„Wir wollen den Frauen eine aus unserer Überzeugung ungerechtfertigte Besorgnis nehmen“, begründete KV-Sprecherin Karin Hamacher den Schritt, denn die Sorgen der teilnehmenden Frauen seien nunmal real, auch wenn die Kassenärztliche Vereinigung sie für nicht gerechtfertigt hält.

Wie das Angebot ausgestaltet werden soll, ist noch unklar. Denn zum einen müsste man den Frauen ihre Befunde zur Verfügung stellen können, zum anderen mangelt es schlicht an Kapazitäten, eine größere Anzahl von Frauen in das laufende Programm des Mammografie-Screenings einzupassen.

Das Diagnosezentrum Diavero des Essener Radiologen Dr. Karlgeorg Krüger untersucht pro Jahr bis zu 20.000 Frauen und kommt selbst für eine erneute Befundung natürlich nicht in Frage. „Die anderen Screening-Einheiten aber sind ausgelastet“, so Hamacher. Und so gerne man das Angebot servicefreundlich gestalten wolle – längere Wartezeiten seien im Zweifel wohl kaum zu vermeiden. Innerhalb der nächsten Tage will man eine Entscheidung treffen.

Unterdessen hat der von einigen Frauenärzten heftig angefeindete Essener Radiologe Dr. Karlgeorg Krüger deutliche Rückendeckung von fachkundiger Stelle erhalten: In einem Schreiben an die Kassenärztliche Vereinigung formulieren vier Chefärzte von Essener Kliniken der Frauenheilkunde, sie nähmen „mit großer Sorge“ eine Berichterstattung zur Kenntnis, „die den Eindruck bei betroffenen Patientinnen erweckt, dass sie durch mangelnde Qualität beim Screening Schaden genommen haben könnten oder Schaden nehmen könnten“.

Im Rahmen einer wöchentlichen Konferenz würden sowohl die Mammografie-Bilder als auch die Gewebsschnitte jeder einzelnen Patientin besprochen, die eine Abklärungsdiagnostik erhielt. „Zu jedem Zeitpunkt war unabhängig von dem jeweiligen programmverantwortlichen Arzt eine hohe Qualität der Screeningkonferenz und insbesondere der Abklärungsdiagnostik zu verzeichnen.“ Diese Klarstellung sei den Chefärzten wichtig, „um allen Frauen, die in der Vergangenheit das Brustkrebs-Screening in unserer Region wahrnahmen oder es in Zukunft tun werden, eine aus unserer Überzeugung ungerechtfertigte Besorgnis zu nehmen“.

Unterzeichnet wurde der Brief von Prof. Dr. med. Regine Gätje, Chefärztin an der Klinik für Frauenheilkunde am Krupp-Krankenhaus, von Prof. Dr. med. Rainer Kimmig, dem Direktor der Klinik für Frauenheilkunde am Uniklinikum Essen, von Prof. Dr. med. Stefan Niesert, dem Direktor der Klinik für Gynäkologie am Elisabeth-Krankenhaus, und von Dr. Martin Schütte, dem Leitenden Arzt der Frauenklinik am Katholischen Klinikum mit Sitz im Marienhospital.

Das Kreuzfeuer, dem Radiologe Dr. Krüger derzeit ausgesetzt ist, sorgt unter den Chefärzten für regelrechte Empörung. Da würden, so heißt es, persönliche und geschäftliche Interessen „auf dem Rücken der Patienten ausgefochten“.

Das Schreiben liegt dem Vernehmen nach auch dem NRW-Gesundheitsministerium vor.