Essen. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein hat den Essener Radiologen Dr. Karlgeorg Krüger schon 2010 erstmals, zunächst allerdings nur kurzzeitig, den Versorgungsauftrag für das so genannte Mammografie-Screening entzogen.
Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein hat Krüger schon 2010 erstmals, zunächst allerdings nur kurzzeitig, den Versorgungsauftrag für das so genannte Mammografie-Screening entzogen. Dies sei kurz nach der Trennung von Praxispartner geschehen, der - so sagen die einen - deutlich mehr praktische Erfahrung in Sachen Biopsie gehabt habe. Dr. Karlgeorg Krüger bestreitet auch dies, spricht davon, er habe persönlich um die 1000 Mal Proben von verdächtigem Brustgewebe entnommen, habe es allerdings manchmal mit den umfangreichen Berichtspflichten und der Bürokratie nicht so eng gesehen. „Den Praktikern unter den Ärzten, die den jeweiligen Fall dann beispielsweise operativ weiterbehandelten, war das nicht so wichtig“, so Krüger.
Staatsanwalt stellte Ermittlungen ein
Die Mitarbeiter des Münsteraner Mammografie-Referenzzentrums hätten ihm aus solchen - wie Krüger meint - eher lässlichen Sünden einen Strick gedreht. Zu Details war in Münster mit Verweis auf das schwebende Verfahren nichts zu erfahren. Nicht mehr schwebend ist eine Anzeige gegen Krüger, die ein missliebiger Kollege 2013 erstattete, der ihm in mehreren Fällen Falschdiagnosen nachweisen wollte. Die Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen gegen Krüger aber Anfang dieses Jahres ein.
Krügers Verteidigung stehen allerdings nicht nur Vorwürfe von anderen Ärzten gegenüber, es gibt auch eine eidesstattliche Erklärung einer früheren Mitarbeiterin, die jetzt ebenfalls am Huyssensstift Dienst tun soll. Sie sagt, Krüger habe über einen von ihr zu überblickenden Zeitraum von drei Jahren „nicht eine einzige“ der fraglichen Biopsien „selbstständig und eigenhändig ausgeführt“. Das Referenzzentrum und die KV Nordrhein sahen sich jedenfalls offenbar zum Handeln genötigt, 2013 wurde Krüger der Versorgungsauftrag ein zweites Mal entzogen - „aus formalen Gründen“, wie es abschwächend in einer Mitteilung der KV heißt. Diesmal wurde sofortiger Vollzug angeordnet. Dagegen klagt der Essener Radiologe derzeit vor dem Landessozialgericht, nachdem die erste Instanz der KV Recht gegeben hatte.
Um die Versorgung in seiner Praxis sicherzustellen, hat Krüger einen weiteren Mediziner angestellt, der nun an seiner Statt die Biopsien vollzieht. „Das heißt nicht, dass Dr. K. (gemeint ist Krüger, d. Red.) die Qualifikation zum korrekten Befunden fehlte oder fehlt“, hieß es gestern in besagter Stellungnahme der Kassenärztlichen Vereinigung. Inoffiziell war bei der KV zu erfahren, auch die Aussagen der Widersacher von Krüger seien mit Vorsicht zu genießen. Geht es wirklich um Geld und um den Versuch, Marktanteile umzuschichten, wie Krüger meint? Laut KV gab es jedenfalls Bestrebungen anderer, das Screening zu übernehmen. Die Geschäftsführung des Huyssensstift, wo Krügers Ex-Praxispartner arbeitet, war gestern nicht zu sprechen.
Karlgeorg Krüger mag manchem auch aus einer nichtärztlichen Funktion bekannt vorkommen. Tatsächlich sitzt der Bredeneyer für das Essener Bürgerbündnis (EBB) im Rat der Stadt, befindet sich neben seiner beruflichen Tätigkeit derzeit im Wahlkampf und ist deshalb auf vielen Wahlplakaten im Essener Süden zu sehen. Seine Chance auf eine Wiederwahl am 25. Mai gelten als recht gut, hinter dem Spitzenkandidaten Udo Bayer steht er auf Platz 2 der EBB-Liste.
Könnte hier eine Überlastung vorliegen, wie einige der journalistischen Fragesteller es zumindest anklingen ließen? Krüger weist dies zurück. „Für das ehrenamtliche politische Engagement, für das ich viel Freizeit opfere, werde ich mich sicher nicht rechtfertigen.“ Die Dinge zeitlich unter einen Hut zu bekommen, sei halt „eine Frage der Organisation“.