Essen. Beim Jugendforum auf Zollverein an diesem Sonntag sollen Essener Jugendliche Ideen für ihre Stadtteile entwickeln. Und was in einer Partylaune entsteht, soll anschließend in die Praxis umgesetzt werden. Helfen werden dabei sogenannte Demokratie-Scouts...
Das Prinzip gleicht dem einer Facebook-Party: Man lädt praktisch jeden ein und rätselt bis zum letzten Moment, ob die Hütte voll wird oder sich nur eine Handvoll Leute einfinden. Beim Jugendforum Zollverein an diesem Sonntag, 18. Mai, ab 14 Uhr besteht aber keine Gefahr, dass der Platz nicht reicht: Die Veranstaltung findet in Halle 12 auf dem früheren Zechengelände statt.
Eingeladen sind Jugendliche aus dem Bezirk Zollverein, die in ihrem Viertel etwas bewegen wollen. Ganz egal ob es um eine neue Skater-Anlage geht oder um eine Initiative gegen Rechtsradikalismus. Die Beispiele nennt Stefan Hoeps, der das Jugendzentrum Schonnebeck leitet – und sich gleich selbst den Mund verbietet: Sie wollen möglichst keine Themen vorgeben, sagen die Initiatoren des Forums, „sondern die Stimmen der Jugendlichen hören“.
Vom Kleinkind bis zu den Senioren habe praktisch jeder eine bessere Lobby als die Jugend. „Umgekehrt wissen die wenigsten jungen Leute, was eine Bezirksvertretung ist“, glaubt Gudrun Schemeit, die in Katernberg für das Jugendamt arbeitet. Die Teilnehmer des Jugendforums sollen die Bezirksvertretung kennenlernen und für ihre Zwecke nutzen. Denn die Ideen, die in einer Partylaune entstehen, sollen in die Praxis umgesetzt werden. „Die Bezirksvertreter sollen Jugendliche mal als Experten für ihren Stadtteil wahrnehmen“, sagt Frank Bente, Geschäftsführer des Jugendwerkes der Awo. Und die Jugendlichen lernen, was machbar ist: „Wunschlisten à la: Wir wollen Kartbahn und Pool fürs Jugendzentrum – da wird man wohl an Grenzen stoßen.“
Wie eng die finanziellen Grenzen in einer Stadt wie Essen sind, haben die Veranstalter selbst erlebt: Rund 70 000 Euro aus dem Topf „Soziale Stadt“ kostet das Jugendforum inklusive Vor- und Nachbereitung. Wegen der Haushaltssperre wurden die Mittel erst im Februar freigegeben. So dass Projektleiterin Katrin Westerhoff und ihre sechs Demokratie-Scouts sehr kurzfristig starten konnten: Gerade sind sie als wandelnde Einladungskarten im Bezirk unterwegs; auf Facebook allein mochte man nicht setzen. „Wir wollten auch nicht an Schulen herantreten, die gezielt Schüler für das Forum auswählen.“ Da hätte man bloß handverlesenen Nachwuchs auf Zollverein begrüßen können. Auch die Scouts gehen in Klassen oder Vereine, aber auch auf die Straßen, wo sie Deutsche wie Libanesen oder Türken auffordern: „Mitmischen, einmischen, aufmischen!“
Nach diesem Sonntag werden die Scouts die Partygäste begleiten und ihnen helfen, ihre Forderungen durchzusetzen. Sollte dabei ein Modell für die nachhaltige Teilhabe junger Menschen entstehen, soll es von anderen Bezirken kopiert werden.