Bildung – das ist für Katrin Sasse ein weites Feld. In ihrem ersten Leben war sie Diplom-Chemikerin und arbeitete nach ihrem Studium an einem Forschungsinstitut in Bayreuth. Als ihr Vertrag auslief, entschied sich die Essenerin, in ihrer Heimatstadt Lehrerin zu werden. Als Quereinsteigerin machte sie Schüler der Frida-Levy- und der Gustav-Heinemann-Gesamtschule fit in Chemie, Biologie und Informatik. Als Sasse 2006 an Brustkrebs erkrankte, stellte sie noch einmal alles auf den Prüfstand. „Lehrerin wollte ich nicht länger sein. Ich wollte nur noch das machen, was mir Spaß macht. Und eine Krebs-Diagnose gibt einem die Gelegenheit, darüber einmal intensiv nachzudenken.“ Sasse begann erneut etwas Neues und ließ sich am Kulturzentrum Grend zur Theaterpädagogin ausbilden.

Vor sieben Jahren gründete die Mutter eines Sohnes ihre eigene Firma „Training mit Theater“. Aus der Chemikerin ist eine Improvisations-Künstlerin geworden. Eine Frau, die auch anderen Mut machen will, ihr Leben nicht in einer Einbahnstraße festzufahren. Katrin Sasse hat als Theaterpädagogin im Heinrich-Held-Haus der Diakonie mit körperlich und geistig behinderten Menschen gearbeitet. Mit Rollenspielen trainiert die heute 46-Jährige Schüler in Sachen Rhetorik. Damit diese lernen, in der Schule angstfrei vor Mitschülern und Lehrern zu sprechen. Von Unternehmen wird sie gebucht, um Mitarbeiter in positiver Kommunikation zu schulen und in einem vernünftigen Umgang mit Konflikten.

Ihr Tipp für Menschen mit schwierigen Kollegen oder Vorgesetzten: „Ruhig bleiben! Verbale Attacken nie persönlich nehmen, nie zurückgegeben.“ Das Gegenüber sei viel verblüffter, wenn man in einer angespannten Situation plötzlich etwas Paradoxes sage, wie etwa: „Der frühe Vogel kann mich mal“. Und wenn man dann gemeinsam schmunzele, „merken beide Seiten, wie lachhaft viele Konflikte eigentlich sind“.

In Denkschleifen gefangen

Katrin Sasse hat auch VHS-Seminare gegeben mit dem Titel „Raus aus dem Hamsterrad“. Nach ihrer Krebs-Erkrankung hat sie sich entschieden, „nicht mehr, wie so viele, nur zu funktionieren“. „Ich ermuntere niemanden, einfach seinen Job zu kündigen, wenn er keinen anderen hat, aber achtsamer mit sich umzugehen – und vor allem im Heute zu leben und nicht im Gestern oder Morgen.“ Und auch mal das Gegenteil von dem zu denken, was man sonst so denkt. „Viele Menschen sind in Denkschleifen gefangen und rennen dabei immer vor die gleiche Mauer.“ Ihnen stellt die Theaterpädagogin gerne die Frage: „Was würden Sie tun , wenn Sie nicht scheitern könnten?“

Enttäuschen muss sie Firmen und Privatleute, die sie buchen, um mit einer einstudierten Körperhaltung, Stimme und Rhetorik im Berufsleben noch perfekter auftreten zu können. Sasse: „Ich habe kein Rezept ,So werden Sie schön, reich und berühmt’. Menschen sollten authentisch sein, sich nicht verstellen – weder beruflich noch privat.“