Khedira kommt mit. Kruse, Gomez und Adler müssen zuhause bleiben. In Fußball-Deutschland erhitzt der vorläufige WM-Kader von Joachim Löw derzeit die Gemüter. Damit wollen wir Weltmeister werden? Nicht jeder ist mit der Entscheidung des Bundestrainers einverstanden – auch in Essen. Wie WM-tauglich der Kader ist, wollten wir von denen wissen, die selbst auf der bank sitzen – die Amateurtrainer zwischen Borbeck und Byfang.

„Ob es letztendlich ein weltmeisterliches Team ist, kann ich nicht abschätzen. Deutschland ist ei­gentlich immer in der Lage, einen Titel zu holen“, ist sich Dirk Helmig, Trainer der U23 von Rot-Weiss Essen, sicher. Ihn freut , „dass so viele junge Talente dabei sind.“ Härtefälle gebe es immer und auch die Diskussionen um den „besten“ Kader seien nicht neu. Helmig: „Ich glaube, dass Khedira ein Spieler ist, der der Mannschaft auch außerhalb des Platzes gut tut.“

„Auf der Stürmerposition sind wir sehr flexibel, bei den Torhütern seit Jahren hervorragend besetzt und im Mittelfeld setzt Löw auf vertraute Kräfte“, meint Karsten Hutwelker, Trainer beim FC Kray. Es seien „hervorragende Fußballer“, die Löw in die Auswahl genommen habe. Dass er keine Spielchen wage, zeige sich vor allem daran, dass Löw auf ein eingespieltes Team setze. „Man hat nicht die allerlängste Vorbereitungszeit, außerdem war es eine harte Bundesliga – da reicht es jetzt nicht mehr fürs Heranführung und Einspielen neuer Spieler.“

„Ich glaube, dass es in Südamerika schwierig wird, die hohen Erwartungen zu erfüllen“, sagt Karl Weiß vom ESC Rellinghausen. Viele Leistungsträger würden aktuell mit Verletzungen oder Formkrisen laborieren. „Und auch wegen der klimatischen Bedingungen wird es dieses Mal nicht reichen“, meint Weiß. Dazu komme eine anspruchsvolle Gruppe. Joachim Löw habe seine Hausaufgaben „sehr gut“ gemacht: „Denn es macht keinen Sinn, Spieler mitzunehmen, die ein Dreivierteljahr nicht mehr gespielt haben.“ Bei Gomez und Khedira könne Weiß die Entscheidung des Bundestrainers gut nachvollziehen. „Auch wenn die Mannschaft ein Linksverteidigerproblem hat, auf der Mittelstürmerposition und auf der Sechs nicht optimal besetzt ist, so hat ein Turnier doch immer seine ganz eigenen Gesetze – da kann es auch diese Mannschaft bis ins Finale schaffen.“

Nicht richtig erachtet Issam Said vom VfB Frohnhausen Löws Entscheid, ter Stegen nicht nach Brasilien mitzunehmen. „Er hat eine hervorragende Saison hinter sich.“ Alles andere sei verständlich und akzeptabel. Max Kruse aus Mönchengladbach hätte Said eine Chance geben wollen, „denn er hat schließlich gut gespielt. Klose muss dafür nicht unbedingt mit.“ Dass Kruse langfristig zum Kader gehören wird, „daran habe ich gar keinen Zweifel.“

„Grundsätzlich sind es die besten Spieler, die Joachim Löw da mitnehmen will“, fängt Oliver Vössing von TuS West 81 seinen Satz an. Dann kommt das Aber: „Natürlich gibt es immer Härtefälle – wie Klose und Gomez. Bei Adler bin ich der gleichen Meinung wie der Trainerstab – nämlich dass er aufgrund seiner schwachen Leistung nicht zum Kader dazugehören kann.“

„Löw widerspricht sich: Erst will er keine langzeitlich verletzten Spieler mitnehmen, dann macht er eine Ausnahme bei Khedira, der ein halbes Jahr keine Spielpraxis hat“, beklagt sich Wolfgang Gräfen vom Vogelheimer SV. Wenn die Besten ge­gen die Besten spielen, müssten alle top fit sein, sonst seien sie der Mannschaft keine Hilfe. Gräfen: „Obwohl ich Bayern-Fan bin: Schweinsteiger gehört für mich derzeit nicht unbedingt unter die besten elf; er hat riesige Probleme, mitzuhalten.“ Ähnlich sieht er es bei Boateng: „Er ist in seiner Leistung stark zurückgefallen.“

„Ich stehe voll hinter Löws Entscheidung“, sagt Patrick Gallas vom FC Karnap. Gomez hätte er ebenso zu Hause gelassen, Kruse dafür gerne im 30er Kader gesehen. „Bei Klose war mir klar, dass Jogi ihm die Treue hält – nach der letzten WM.“

„Khedira ist für uns bei der WM einer der wichtigsten Spieler“, sagt Manfred Grigoleit, Trainer der „Alten Herren“ beim FC Stoppenberg. Dass der Bundestrainer Kruse nicht mitnehme, leuchte ihm ein: „Der ist nicht gerade in Bestform.“ Dass Jogi Löw so viele junge Leute nach Brasilien mitnehmen will, freut Grigoleit sehr. Schwachstellen sieht er in der Abwehr, große Alternativen zum Kader hingegen nicht.

Z Ich kann die Überlegungen von Joachim Löw sehr gut nachvollziehen. Dass so viele junge Talente dabei sind, freut mich sehr.“

Z Die Weltmeisterschaft wird stark an den Kräften der Mannschaft zehren. Erkrankte Spieler nicht mitzunehmen, ist daher richtig.“

Z Ich glaube, dass man sich in Südamerika schwer tun wird, den hohen Erwartungen gerecht zu werden – egal mit welchem Kader.“

Z Ich finde die Entscheidung, dass ter Stegen nicht mitgenommen wird falsch – weil er eine hervorragende Saison hinter sich hat.“

Z Der Trainerstab hat grundsätzlich richtig entschieden. Ich hoffe, dass wir die Mannschaft zumindest im Endspiel sehen werden.“

Z Schweinsteiger gehört für mich derzeit nicht unbedingt unter die besten elf; er hat riesige Probleme, mitzuhalten.“

Z Ich bin mit Jogi Löws Kader für die Weltmeisterschaft sehr zufrieden und habe aktuell keine Verbesserungsvorschläge.“

Z Dass er Durm aus Dortmund mit nach Brasilien nehmen will, finde ich von Löw sehr gut. Denn der hat etwas drauf – genau so wie Volland.“