Seine erste Erfahrung mit Tieren war nicht die schönste, aber offensichtlich die einprägsamste. Als Kind jagte Hans Jürgen Holler Großmutters Katze - diese rächte sich mit ausgestreckten Krallen. Noch heute erinnert eine kleine Narbe im Gesicht an diese Begegnung. „Das hat mich damals gelehrt, artgerecht mit Tieren umzugehen“, erzählt Holler. Auf diese Erkenntnis folgte schnell ein unermüdliches Engagement für den Tierschutz. Was damals beim Spendensammeln mit der Büchse begann, entwickelte sich für Holler mehr und mehr zu einer Lebensaufgabe.

So legte der heute 79-Jährige in den 1950er Jahren gemeinsam mit einer Handvoll anderer Menschen den Grundstein für das Tierheim an der Grillostraße, dessen Träger der Tierschutzverein ist. Ein damals wirklich „schäbiges Tierheim“, blickt Holler zurück und spricht von provisorischen Unterkünften für Hunde und Katzen und sogar einer Tötungsstation auf dem einstigen Trümmergrundstück.

Für wenige Jahre, nämlich während seines Studiums, schraubte Holler seine Aktivitäten im Tierschutz dann ein wenig runter. Doch schon 1966 wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden des Tierschutzvereins Groß-Essen gewählt, zehn Jahre später war er erster Vorsitzender. Heute, nach über 40 Jahren, legt er sein Amt als Vorsitzender nieder. „Es war einfach Zeit, Schluss zu machen“, bekräftigt der Mann, der immer im Interesse der tierischen Mitgeschöpfe gehandelt und hartnäckig für ihre Rechte gekämpft hat. Ganz gleich, ob es um den Tierschutz auf lokaler Ebene ging oder um Themen wie Tiertransporte, Tierversuche, Massentierhaltung oder Jagdregelungen. So stand Holler in ständigem Kontakt mit Politikern und sein Amt bestand zum großen Teil aus zeitaufwendiger Bürokratie.

Nicht immer ließ sich das so einfach mit seinem Job als Schulleiter am Robert-Schuman-Berufskolleg vereinbaren, aber: „Glücklicherweise hatte ich das Privileg, auch mal spät abends zu arbeiten“, so Holler. Tagsüber konnte er sich dann für ein paar Stündchen dem Tierschutz widmen. Ein durchaus stressiger Alltag, unter dem seine Frau und die drei Kinder zeitweise litten. „Ich habe manchmal etwas über das Ziel hinausgeschossen“, resümiert der Rentner, der in Zukunft mehr Zeit mit seiner Familie verbringen wird.

„Außerdem muss ich meine Briefmarkensammlung mal überarbeiten“, lacht Holler. Angst vor Langeweile hat er jedenfalls nicht. Eigene Haustiere hat der ehemalige Hunde- und Katzenbesitzer heute nicht mehr – aber Tierschützer wird er immer bleiben.