Stadtwald. .
Die Gesamtschule Süd liegt mitten im Wohngebiet, und regelmäßige Reibereien mit Nachbarn sind ungefähr so alt wie die Schule selbst: Lärm, Kippen, Kaugummiflecken – so ungefähr könnte man zusammenfassen, worum es seit Jahrzehnten geht. Im Jahr 2011 ersann man an der Schule ein Gestaltungs-Konzept, das das Schulgelände stärker abgrenzen sollte von den Nachbarn: Wetterfeste „Pausenmöbel“ sollten angeschafft werden, von „Terrassen“ war die Rede und kleinen Hecken, die Sicht- und Lärmschutz bieten. Und dann kam das Jahr 2012 mit seiner folgenschweren Anmeldephase: Viel zu wenige Schüler kamen. Schon seit zwei Jahren nimmt die Schule deshalb keine Fünftklässler mehr an, muss „auslaufen“, spätestens 2019/20 ist hier Schluss. Folglich wurde aus den schönen Plänen nichts. Neue Sponsoren sind nun nicht zu gewinnen.
Trotzdem sind ja noch Schüler hier, und weil 36 Fahrradständer am Gelände-Eingang an der Angerstraße so gut wie nie genutzt werden, überlegte man sich „eine kleine, aber feine Lösung“, so nennt es Ulrike Rader, die Oberstufenkoordinatorin der Schule: Die hauseigene Schülerfirma „fix und fertig“ bekam 800 Euro vom Förderverein, Neunt- und Zehntklässler montierten Bretter aus Hartholz auf die Metallbügel. Dafür müssen einige Löcher in die Ständer gebohrt werden, sie gehen aber nicht kaputt davon. „Die Fahrradständer werden sowieso als Bänke zweckentfremdet, dann kann man es auch etwas bequemer machen“, sagt Ulrike Rader. Auch Pflanzkübel sollten noch angeschafft werden, des Lärm- und Sichtschutzes wegen, aber die Stadt hat die „kleine, aber feine Lösung“ längst untersagt. Vertreter der Immobilienwirtschaft sahen sich die Lage vor Ort an. Mittlerweile ist sogar das Büro des Oberbürgermeisters mit dem Vorgang beschäftigt (dass Reinhard Paß hier ganz in der Nähe wohnt, hat damit aber gar nichts zu tun, versichern alle Beteiligten).
Der Baustopp wurde jedenfalls verhängt, nur vier von 36 Radständern haben jetzt Sitzbretter, was weiter passiert, ist unklar. Anwohnerbeschwerden? Gibt es bislang nicht, heißt es. Die Lehrer fragten gleich im Haus gegenüber nach, man kennt sich ja mittlerweile längst. Nein, habe es geheißen, gegen die Umwandlung von Ständern in Sitzbänke habe man nichts. Befürchtungen, die neuen Sitzbänke könnten Jugendliche auch nachmittags und abends zu neuen Gelagen einladen, seien unbegründet, denn wenn bislang unerwünschte Versammlungen stattfanden, konnte der Hausmeister erfolgreich eingreifen. Jetzt versucht es die Schülervertretung mit einer Eingabe in den Beschwerde-Ausschuss im Rathaus: „Wir haben im Politik-Unterricht aufgepasst und fühlen uns als gewählte Schülervertreter verpflichtet, alles zu tun, um unseren Interessen Gehör zu verschaffen“, heißt es in einem Schreiben der Schüler. Ob’s hilft?