Nach dem WAZ-Bericht über Bewohner aus dem Südviertel, die ihre Wahlunterlagen auf dem Boden im Flur fanden, rief uns ein empörter Kettwiger (67) an: Er habe noch gar keine Wahlbenachrichtigung erhalten. Nun müsse er die Unterlagen entweder im Amt abholen – oder wegen seines anstehenden Urlaubs aufs Kreuz verzichten: „Ich hatte auf die Benachrichtigung gewartet, um Briefwahlunterlagen anzufordern.“ Als er dann beim Wahlamt anrief, habe er von einem „Riesenproblem“ und zahllosen Reklamationen erfahren. Auch einige Nachbarn seien nicht benachrichtigt worden; dabei ist die Frist am 4. Mai abgelaufen. „Wenn ich von angeblichen Einzelfällen höre, fühle ich mich veräppelt“, sagt er und fragt, ob man diese Wahl gar anfechten könne.
Dafür sieht die Stadt keinen Grund. Laut Sprecher Martin Rätzke seien nur noch wenige Beschwerden über fehlende Benachrichtigungen eingegangen. Jeder könne ja mit seinem Ausweis wählen gehen.
Für Irritationen habe bei vielen Bürgern aber gesorgt, dass sie Briefwahlunterlagen für Kommunal- und Europawahl beantragt hatten – aber nur Unterlagen für eine Wahl erhielten. „Da die Anträge für beide Wahlen vom Wahlamt unterschiedlich verarbeitet werden müssen, kann es sein, dass die Unterlagen mit einem Unterschied von ein bis zwei Tagen zugestellt werden“, erklärt die Stadt. Es solle alles pünktlich ankommen.
Beim Bürgerentscheid hat es ein Holsterhauser anders erlebt: Er fand die Wahlpost eher zufällig unter Prospekten im Hausflur. Wenn Stadt und Zusteller Postcon mit Blick auf die aktuellen Fehlzustellungen von Einzelfällen spräche, sei das eine „totale Verniedlichung“.