Fischlaken. .

Das Haus, in dem Petra Marx wohnt, ist das vorletzte in der Hammer Straße, an der Grenze zwischen Fischlaken und Kupferdreh. Zu ihr geht es an einsam gelegenen Häusern, Wiesen und Pferdekoppeln vorbei. Der Blick schweift über den Baldeneysee nach Heisingen. Ein hüfthoher Hund liegt im Eingang. Er begrüßt freundlich. Es ist der zehn Hundejahre alte Paul. Haus- und Hofhund, Rasse Hovawart.

Ist „Paul“ ein perfekter Hund? Nein, entgegnet Petra Marx: Wer ist schon perfekt? „Er hat wie alle Menschen und Tiere auch seine kleinen Macken und Schwächen.“ Von denen man während des Gesprächs aber nichts merkt. Das Interieur ihrer Wohnung, die Dachbalken, das ländliche Umfeld, ihre Einstellung im Umgang mit Hunden, passt zusammen.

Auch Paul hat seine Macken

Es sei ein Fehler, sagt sie, wenn man beim Hundekauf lediglich auf Schönheit gucke und ausschließlich auf die Optik achte. „Ich muss mir vorher darüber Gedanken machen, welche Ansprüche ein Hund hat. Soll es zum Beispiel ein Hüte-, Jagd- oder Wachhund sein?“ Wenn ein Herden- als Familienhund nicht artgerecht geführt wird, landet er als Problemhund beim Therapeuten oder im Tierheim. Erklärt Petra Marx, die hauptberuflich als Zahntechnikerin tätig ist und nebenberuflich – mit hohem Engagement – Problemhunde therapiert und vor dem Hundekauf und der Welpenfrüherziehung berät.

Einen Namen hat ihre Methode nicht. Sie, die ein Zertifikat als Problem-Hunde-Therapeutin hat und der Organisation „Absolut Hund“ angeschlossen ist, bevorzugt Gewalt- und Straffreiheit, vermeidet Kommandos und bewirkt „Verhaltensumlenkung“ durch Mimik und Körper-Signale.

Die Basis ihrer Arbeit: Aufbau des Blickkontaktes. „Die Zutexterei führt bei Hunden zu keinen Konsequenzen.“ Es gelte die Symptome zu erkunden, dazu muss man die Sprache erstmal weglassen. „Halsband, Leine und Futter“, mehr braucht die Fischlakerin mit den blauen Augen nicht. Stachelhalsband und Klicker lehnt sie ab. Wenn „Paul“ etwas richtig gemacht hat, wird er belohnt. Und wann? Petra Marx: „Das Timing ist wichtig, innerhalb von 0,5 bis zwei Sekunden muss die gute Tat erfolgen, sonst weiß er nicht mehr, warum.“ Sie bevorzugt ein Leinenhalsband, die „Leinenführigkeit“ sei eines der ersten Dinge, die ein Welpe lernen müsse, „leicht und locker an der Leine zu Laufen“, erläutert Petra Marx. Ansonsten würde die Halswirbelsäule stark belastet. Brustgeschirr sei für Blinden- und Schlittenhunde geeignet, die ziehen und führen müssen.

Grenzenlose Freiheit? „Für Hunde nicht angebracht, sie leben in hierarchischen Stufen. Hunde zu Demokraten zu machen, geht fürchterlich in die Hose, der weiß hinterher nicht mehr, wo er steht.“ Freiheit bedeute für ihn fehlende Erdung. „Paul im Bett oder auf der Couch?“ Nein, der liegt daneben. Nicht vermenschlichen, sondern Respekt vor dem Lebewesen und seinen Ansprüchen ist das Rezept.