Essens Tierschützer ohne Hans Jürgen Holler? Nach fast vier Jahrzehnten an der Vereinsspitze fällt der Gedanke in der Tat schwer. Doch Holler, der aus Altersgründen auf der Jahreshauptversammlung nicht mehr kandidieren wollte, konnte den Mitgliedern des größten Tierschutzvereins in Nordrhein-Westfalen eine Nachfolgerin präsentieren, die durchaus ihre Erfahrungen mit Vorstandsämtern gesammelt hat: Elke Esser-Weckmann (60), von 1998 bis November 2003 Vorsitzende der SPD in Essen, wird den Tierschutzverein Groß-Essen in den kommenden zwei Jahre führen. Auch Helga Brökeland, seit 1976 als Schatzmeisterin im Vorstand tätig, trat nicht mehr zur Wiederwahl an, ihr Amt übernahm Wolfgang Genter. Stellvertretende Vorsitzende bleibt Stefanie Kranjc, zur Schriftführerin wurde Iris Esser gewählt.

Der bisherige Vorsitzende Hans Jürgen Holler wurde für seinen Einsatz für den Tierschutz und seine Verdienste beim Auf- und Ausbau des Albert-Schweitzer-Tierheims an der Grillostrasse zum Ehrenvorsitzenden gewählt.

Die Verbindung zum Tierschutzverein habe schon lange bestanden, sagte Elke Esser-Weckmann, die sich privat immer für Katzen und Hunde aus dem Tierheim entschieden habe – bis sie vor drei Jahren auch Mitglied im Verein wurde: „Und natürlich habe ich mich dort engagiert.“ Heinz Jürgen Holler, den sie seit vielen Jahren kennt, habe sie angesprochen, ob sie sich ein Vorstandsamt vorstellen könne: „So ein bisschen bin ich da natürlich vorbelastet.“

Elke Esser-Weckmann übernimmt den Tierschutzverein in schwierigen Zeiten, wie die Resolution des Vereins zeigt, in der die Ratsfraktionen aufgefordert werden, „den Betriebskostenzuschuss der Stadt den gestiegenen Betriebskosten für die Aufnahme und Versorgung der Fundtiere anzupassen“. Außerdem sei, dem Vorbild anderer Städte folgend, die Herausgabe eines Info-Blattes zur Kastration freilebender Katzen und Kater und zur Kastration von Freigänger-Katzen finanziell zu unterstützen. „Die Stadt Essen ist – wie alle Städte und Gemeinden – gesetzlich verpflichtet, Fundtiere aufzunehmen und zu versorgen“, erklärte dazu die neue Vorsitzende Elke Esser-Weckmann. „Wir übernehmen mit unserem Tierheim diese Aufgabe für die Stadt. Seit Jahrzehnten ist dabei der städtische Zuschuss zu den Betriebskosten gleich geblieben und deckt gerade einmal ein Fünftel der Kosten.

Den Löwenanteil müssen wir über Spenden, Stiftungsgelder oder andere Töpfe finanzieren.“ Bei einem Etat von einer Million Euro werde dies zunehmend schwerer. „Wir sind mit 26 Mitarbeitern ein kleines mittelständisches Unternehmen, das sich um 450 Tiere kümmert. Das muss die Stadt auch honorieren.“ Sie dürfe sich nicht länger dahinter verstecken, dass Bund und Land sich nicht über eine Rahmenvereinbarung zur Finanzierung von Tierheimen einigen können: „Das soll nicht auf unserem Rücken ausgetragen werden.“

Da ist sie wieder ganz in ihrem politischen Element.