Essen. . Wilhelm Eenhuis erlitt mit 53 Jahren einen Schlaganfall. Der Möbelschreiner konnte nicht mehr sprechen, sein linkes Auge bleibt blind. Doch er kämpfte sich zurück ins Leben. Wie man einem Schlaganfall vorbeugt und auf welche Anzeichen man achten muss, ist Thema beim WAZ-Medizinforum am Dienstag.

Der Schlag, erzählt Wilhelm Eenhuis, habe ihn am 5. September des vergangenen Jahres getroffen. Der Möbelschreiner war morgens mit dem Motorroller zu seiner Arbeitsstelle gefahren, der Werkstatt von Möbel Kröger. „Ich nahm den Helm ab, wollte hineingehen und hatte plötzlich rasende Kopfschmerzen. Ich dachte, mein Kopf fliegt mir weg.“ Kollegen brachten den 53-Jährigen nach Hause. Wenige Stunden später konnte der Familienvater nicht mehr sprechen.

Mit seinen unerträglichen Kopfschmerzen war Wilhelm Eenhuis dann ins Steeler Krupp-Krankenhaus gegangen. „Per Computertomografie hat man dort sofort meinen Kopf und Hals untersucht, konnte zu diesem Zeitpunkt aber nichts Auffälliges entdecken.“ Die Ärzte gingen von einer schweren Migräne-Attacke aus und versorgten den Patienten mit Medikamenten. „Wieder zu Hause habe ich mich auf die Couch gelegt, weil ich so müde war.“ Eenhuis schlief ein und wurde eine Stunde später von seiner Frau geweckt, die ihn etwas fragen wollte. „Ich wurde wach, konnte nicht mehr sprechen. Mein linkes Auge war blind, der Kopf wie leer und meine ganze rechte Seite taub.“ Der Notarzt brachte ihn ins Krupp-Krankenhaus nach Rüttenscheid, das über eine Schlaganfall-Spezialstation, eine Stroke Unit, verfügt. Die dortige Diagnose: ein schwerer Schlaganfall.

Lähmungen haben sich zurück gebildet

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„Seine linke Halsschlagader war eingerissen. Dadurch hatte sich ein Blutgerinnsel gebildet, das in der mittleren Hirnarterie saß“, erklärt der Neurologe Dr. Ralph Weber, der den Steeler behandelte. Das Gerinnsel im Kopf konnte durch einen Katheter-Eingriff entfernt werden. In die Halsschlagader wurde ein Stent eingesetzt. „Die Lähmungen der rechten Körperseite haben sich nach dem Eingriff schnell zurückgebildet“, so Weber. Wilhelm Eenhuis: „Am zweiten Tag bin ich in der Klinik schon aufgestanden und langsam gelaufen.“ Heute hat er noch ein Taubheitsgefühl rund um das rechte Ohr und in zwei Fingern der rechten Hand. „Mein linkes Auge wird blind bleiben“, sagt er. Und fügt hinzu, dass er „dennoch ganz viel Schwein“ gehabt habe. In der Reha lernte der Schreiner Leidensgenossen kennen, die der Schlaganfall an den Rollstuhl gefesselt hat.

Der gebürtige Ostfriese hat sich zurück in das Leben gekämpft. „Wozu auch gehörte, dass ich wie ein I-Dötzchen das Alphabet neu lernen musste – und natürlich das Schreiben.“ Heute sucht er, wenn er spricht, noch manchmal nach den richtigen Worten. Sieben Monate konnte er nicht arbeiten. Seit einigen Tagen ist Eenhuis wieder als Vollzeit-Kraft zurück in seiner Werkstatt. Vor dem Schlaganfall war der Mann 40 Jahre lang starker Raucher. Heute weiß er, dass dies das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, um das Zwei- bis Vierfache erhöht. „Ich rauche nicht mehr. Aber nach dem Schlaganfall habe ich auch kein Verlangen mehr danach gehabt.“