„Hesse ist überall“, hieß es im Kommunalwahlkampf 2009. Wer behauptet, dass die SPD mit diesem Slogan damals die Wahl und Oberbürgermeister Reinhard Paß sein Amt gewonnen hat, liegt wohl nicht ganz falsch. Im Nordwesten der Stadt räumte die SPD jedenfalls mächtig ab. Fünf Jahre danach bereitet sich „Hesse“, das Freibad am Ufer des Rhein-Herne-Kanals in Dellwig, auf die nahende Freibadsaison vor. Wer durch das Tor am Kassenhäuschen tritt, für den hat sich auf den ersten Blick kaum etwas verändert: Die einladenden Liegewiesen, der alte Baumbestand - alles wie gehabt. Nur die beiden Schwimmbecken, die sind nach dem Umbau deutlich „geschrumpft“ von insgesamt 3140 auf 1262 Quadratmeter Wasserfläche. Vor allem beim Schwimmerbecken, das von 50 auf 25 Meter gestutzt wurde, ist der Verlust an Raumgefühl augenfällig.
Oberbürgermeister Reinhard Paß, der sich das Bad gestern vor der offiziellen Wieder-Eröffnung ansah, schaute gleichwohl zufrieden drein, ohne dabei ein Übermaß an Genugtuung auszustrahlen. Selbst in Dellwig aufgewachsen, erlaubte Paß sich einen Anflug von Nostalgie, als er daran erinnerte wie er als Achtjähriger mit Mutter und Schwester bei „Hesse“ baden ging. Familienfreundlich und kindgerecht, diesem Anspruch werde „Hesse“ nach wie vor gerecht, so der OB, der sich auf die Fahne schreiben darf, Wort gehalten zu haben, auch wenn letztlich im Rat eine breite Mehrheit für den so genannten Bäderkompromiss und damit für den Erhalt von „Hesse“ votierte. Dass bald nach der Eröffnung wieder eine Kommunalwahl ansteht - der SPD ist es jedenfalls nur recht.
„Hesse“ ist nicht untergegangen, das hat seinen Preis: 2,5 Millionen Euro. Das vorgegebene Budget wurde eingehalten, trotz der zusätzlichen Kosten in Höhe von 50 000 Euro, welche durch die PCB-Sanierung des Schwimmerbeckens anfielen. Wichtiger noch für kommende Schwimmzeiten: Die Sport- und Bäderbetriebe gehen davon aus, dass die Betriebskosten sich im Vergleich zu früheren Jahren halbieren werden. Nicht nur aufgrund der deutlich kleineren Becken, sondern dank nun modernster Wasseraufbereitung. Kaum zu glauben, aber wahr: Wasser, das in den Becken-Überlauf abfloss, „versickerte“ bislang einfach in der Kanalisation. Damit ist nun Schluss. Das Wasser wird aufgefangen und gereinigt.
Nicht nur für den Badbetreiber Ruwa Dellwig soll sich das bezahlt machen. 240 000 Euro pro Jahr kostete „Hesse“ bislang die städtischen Bäderbetriebe, inklusive eines Betriebskostenzuschusses in Höhe von 80 000 Euro an Ruwa Dellwig. Der Zuschuss wird ungeachtet des Umbaus in gleicher Höhe auch in diesem Jahr fließen. 2015 wollen Bäderbetriebe und Verein neu verhandeln. Letztlich aber sind es die Besucher, die darüber entscheiden, ob „Hesse“ eine Erfolgsgeschichte wird oder nicht.