Normalerweise dirigiert er ein ganzes Ensemble von Schauspielern, Kameraleuten, Ausstattern. An diesem Abend aber ist Wim Wenders Alleinunterhalter, ein DJ, der auf Zollverein vor allem die Gedanken tanzen lässt. Die Überraschungs-Gäste, die im Pact Zollverein-Programm mal angekündigt waren, sind nicht da, aber das macht nichts. Wenders füllt den Vorstellungsraum, den Bausch-Tänzer Jean Laurent Sasportes nach Art des „Cafe Müllers“ bestuhlt, auch so mühelos mit Erzählungen, Erinnerungen, Eindrücken – und gedanklicher Bewegung.
„Bewegung ist das Wesentliche“, sagt Wenders, der im 40. Jubiläumsjahr des Wuppertaler Tanztheaters eigentlich vor allem über Pina Bausch sprechen will. Aber dann wird daraus doch ein ganz individueller Abend mit viel Musik und Filmeinspielungen. Ein sehr persönlicher Bericht aus dem Wenders-Universum und ein spannender Blick tief hinein in den Bewegungsapparat Film, in das Wirken einer Kamera, die bei Wenders nicht einfach nur Bilder aufnimmt, sondern das Fliegen lernt, die sogar tanzen kann. Und fühlen. Den abgehobenen, „liebevollen Blick“, den hat sie beispielsweise für „Himmel über Berlin“gelernt. Wie soll man sonst einen Film machen, der aus der Perspektive zweier Engel erzählt wird? fragt Wenders. Und auch für den „Buena Vista Social Club“, seine Musik-Doku über diese unvergleichlich vitale kubanische Rentner-Combo, hat die Kamera einzigartiges geleistet. Erst der Walzer, den Kameramann Jörg Widmer mit der kiloschweren Steadycam um den Bauch aufführte, konnte die skeptischen Oldies überzeugen: Hey, diese deutschen Film-Typen haben tatsächlich Groove!
Die größte Kamera-Herausforderung seiner Karriere, erzählt der Regisseur, aber war „Pina“. Die Hommage an die Choreografin hat Wenders nicht nur den Deutschen Filmpreis und die zweite Oscar-Nominierung eingebracht, sie hat auch die Entwicklung des 3D-Filmes auf eine neue Ebene gebracht. „Mein Blick, meine Bewegung haben unendlich viel von Pina gelernt“, sagt Wenders .