Essen. . Zwischen Sevilla und Reykjavik: Die Schau zum Mies van der Rohe-Preis präsentiert Trends und Meilensteine zeitgenössischer Architektur. Markthalle, Museen und Seniorenheim sind dabei

Die schöne neue Architekturwelt, sie verträgt sich bestens mit der backsteinbraunen Baugeschichte der Zeche Zollverein. Dass Schupp und Kremmers berühmte Schachtanlage heute nicht nur geschütztes Welterbe, sondern auch Ort lebendiger Begegnung ist, war nicht immer so gedacht. Aber so finden in dem seit diesem Wochenende erstmals öffentlich zugänglichen Kammgebäude der Zeche Zollverein gleich mehrere Aspekte zusammen, die den Trend des Mies van der Rohe-Preises 2013 ausgemacht haben. In etlichen Entwürfen, die die Juroren im 25. Jubiläumsjahr besichtigt haben, geht es um die Gestaltung des öffentlichen Raums und um die Wiedernutzung von Orten durch Architektur.

„Superkeil“ in Kopenhagen

Wer also mag, wandert in dieser Ausstellung mit Blicken durchs historische Zentrum von Sevilla zur neuen Markthalle, bewundert den eleganten Schwung den Seniorenwohnheims im portugiesischen Alcácer do Sal oder schaut in den Problem-Stadtteil Norrebro in Kopenhagen, wo der fast 1,5 Kilometer lange „Superkeil“ nun soziale Verbindungen schafft und die bunt gemischte Nachbarschaft widerspiegelt – mit Palmen aus China, Abwässerkanälen aus Israel oder Trainingsgeräten vom Muscle Beach in Los Angeles.

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Es ist ein Querschnitt durch Europas Architekturschaffen, ein „Best of“ der großen Namen und letztlich auch ein Abbild der gesellschaftlichen Strömungen und Debatten, den das M:AI Museum für Architektur und Ingenieurkunst NRW an Stellwänden und in Modellen präsentiert. Neben den Siegerbeiträgen des alle zwei Jahre von der Europäischen Union vergebenen Architektur-Preises sind noch etwa 40 weitere Projekte zu sehen, die auch so etwas wie eine Bestandsaufnahme und Bestätigung dieses Leistungsvergleichs darstellen. „Es ist kein Projekt darunter, das nach 25 Jahren nicht mehr funktioniert“, sagt Generalkuratorin Ursula Kleefisch-Jobst. Zudem liest sich die Teilnehmerliste wie das Who ist Who der internationalen Bauelite. Zaha Hadid, David Chipperfield oder Rem Kolhaas, der Zollverein den maßgeschneiderten Masterplan verpasst hat, gehören zu den Erwählten.

Die Riege der van der Rohe-Preisträger ist international. Nur deutsche Baumeister und Bauhaus-Erben findet man selten, was auch Christof Rose von der Architektenkammer bedauert, die die Schau unterstützt. Beim Themenabend der Ausstellung am 22. Mai beispielsweise. Da geht es ums Thema Fassaden. Die spektakulärste Außenhaut des Wettbewerbs glänzt mit einer aufwendigen Waben-Konstruktion und steht im Hafen von Reykjavik. Der Künstler Olafur Eliasson hat die Konzert- und Konferenzhalle Harpa mitentwickelt, ein Meisterwerk aus Licht und Proportion und ein glänzendes Beispiel für die Bedeutung von Kunsttempeln als Kathedralen der Neuzeit.