In Essen gibt es 118 844 Bürger, die Anspruch auf ein Sozialticket haben. „Mein Ticket“ heißt das und kostet 29,90 Euro im Monat. Gekauft haben es im Januar 15 200 Essener, im Februar 13 108 – knapp 11 000 waren es im Februar 2013. So bezeichnet die Essener Verkehrs AG (Evag) es zwar nicht als Renner, sei aber auch nicht unzufrieden, sagt deren Sprecher Nils Hoffmann.

Während gut zwei Jahre nach Einführung manche Verkehrsbetriebe im Revier das Ticket bereits Flop nennen und auch der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) sich insgesamt nicht zufrieden zeigt, ist die Evag deutlich zurückhaltender, hält ein solches Fazit für verfrüht.

Gestartet ist das Ticket im November 2011, damals wurde es in Essen 6249 Mal verkauft. Die Prognose des Verkehrsverbundes lautet damals für die Stadt: Rund 16 600 Berechtigte werden es nutzen. „Mit unseren derzeitigen Verkaufszahlen sind wir daher dicht an dieser Prognose“, sagt Hoffmann. Zum Vergleich: Im gesamten VRR-Gebiet werden monatlich rund 90 000 Tickets verkauft, damit ist die Hälfte der erhofften Nutzerzahlen erreicht.

Natürlich gebe es in Essen bei den Verkaufszahlen von Monat zu Monat immer wieder Schwankungen. Was konstant bleibt: Die meisten der Tickets werden von den Fahrgästen im Barverkauf erstanden (etwa 10 000), ein deutlich geringerer Teil hat ein Abo für die Fahrkarte.

Grundsätzlich aber, sagt Hoffmann, sollte man nach Einführung eines neuen Angebotes drei bis vier Jahre warten, bevor man ein endgültiges Fazit ziehe. Das habe etwa die Erfahrung mit dem Bärenticket für Senioren gezeigt.

Die Politik zeigt sich indes gespalten: Die einen halten das Ticket für eine Fehlkonstruktion, weil sie etwa Geringverdiener benachteilige (Ralf Witzel, FDP), andere wehren sich gegen eine Abschaffung. Der Ratsherr der Linken Wolfgang Freye formuliert: „Für Hartz-IV-Berechtige, die monatlich rund 20 Euro für die Nahverkehrsnutzung zur Verfügung haben, ist das Ticket zu teuer.“