Das neue Unterbringungskonzept für Asylbewerber wird für die Stadt zunehmend zu einer Rechnung mit vielen Variablen und allenfalls einer Konstante. Schlecht nur, dass ausgerechnet diese eine zuverlässige Größe wenig Hoffnung darauf macht, dass sich die um sich greifende Raumnot in den Unterkünften in diesem Frühjahr von allein in Wohlgefallen auflösen könnte: Denn die große Ausreisewelle der Asylbewerber vom Balkan nach dem Ende des Winters ist ausgeblieben. Bis auf ein paar Restplätze in der Frintroper Behelfsunterkunft sind stadtweit nach wie vor alle Unterbringungs-Kapazitäten erschöpft.
923 Menschen in Heimen kennt die aktuelle städtische Statistik. 715 davon kommen aus Serbien, Mazedonien, Bosnien und dem Kosovo. Nahezu alle gelten seit Monaten als ausreisepflichtig. Doch nur 45 haben bislang den Weg in ihr Herkunftsland angetreten. Im vergangenen Jahr hatten 100 Abgelehnte Essen bis zum 22. April 2013 verlassen.
Die nächste Winterwelle
Das heißt für die Stadt absehbar: Weil der Sockel der in Unterkünften untergebrachten Menschen von Jahr zu Jahr wächst, halten die Kapazitäten der Einrichtungen der nächsten „Winterwelle“ der Asylbewerber, mit der bereits ab August zu rechnen ist, keinesfalls mehr stand. Zumal sich die Zweifel mehren, dass die geplante Gesetzesänderung für Flüchtlinge aus so genannten sicheren Herkunftsstaaten tatsächlich den erhofften Effekt einer selteneren Einreise aus „asylfremden Motiven“ mit sich bringen würde.
Darauf kann und will zur Zeit jedenfalls niemand bauen in der für das Asylkonzept zuständigen Projektgruppe. Zusätzliche Plätze werden also benötigt, so viel ist klar. Doch in welcher Zahl und vor allem für welchen Zeitraum, steht selbst für Sozialexperten in den Sternen, die eins allerdings ganz genau wissen: Bei so vielen Unwägbarkeiten gerät eine Kalkulation schnell zum waghalsigen Kunststück. So wollen die ursprünglich geplanten Millionen-Investitionen in solide Neubauten für Flüchtlinge, die als teuer, wenn auch auf lange Sicht als wirtschaftlich gelten, wohl überlegt sein. Inzwischen erscheinen solche Kosten allerdings kaum noch als vermittelbar, heißt es bei der Stadt, die – wie auch andere Kommunen – Containerstandorte mehr und mehr in den Blick nimmt: als Lösung auf die Schnelle und weniger auf Dauer.