Karnap. .
Die dritte Bombenentschärfung im Stadtgebiet innerhalb von drei Wochen hat am Donnerstag zu Verkehrs-Problemen rund um Karnap geführt. Im nördlichsten Essener Stadtteil wurde am Morgen auf dem Sportplatz des FC Karnap, an der Lohwiese, eine Fliegerbombe entdeckt. Der Platz erhält derzeit einen neuen Kunstrasen-Belag. Das gesamte Quartier – 250 Meter rund um den Fundort – wurde am Mittag geräumt und abgeriegelt. Auch ein Altenheim musste evakuiert werden. Insgesamt 600 Bürger mussten ihre Häuser verlassen. Am Nachmittag war der Blindgänger entschärft.
Melanie Schumacher steht mit ihrer Tochter (8) und ihrem Sohn (20 Monate) vor der Kanalbrücke an der Altenessener Straße und darf nicht wieder zurück in ihre Wohnung: „Hier ist jetzt alles abgesperrt“, sagt ein Polizist. Die Mutter versucht, die Situation gelassen zu nehmen, auch wenn es unangenehm war: „Wir wurden ‘rausgeklingelt, mussten die Wohnung verlassen. Meinen Sohn musste ich aus dem Mittagsschlaf wecken.“ Mehr als eine Stunde muss sie jetzt warten, so wie viele andere.
Eine Seniorin schleppt sich mit vollgepackten Edeka-Tüten bis zur Absperrung und beschwert sich: Ihr Mann, alt und krank, sei alleine in der Wohnung, wie solle der sich denn jetzt versorgen? „Für ihn wird sicher gesorgt“, versucht, der Polizist zu trösten. Eine andere Frau sorgt sich um ihre Kinder, die sie kurz alleine in der Wohnung ließ, ihr Handy hat sie zu allem Überfluss auch nicht dabei, eine Nachbarin hilft ihr aus. Schnell organisiert die Frau Hilfe vom Telefon aus; Nachbarn nehmen die Kinder mit nach draußen.
Überall auf der Karnaper Straße stehen die Leute vor den Häusern, viele schauen verwundert aus dem Fenstern, Ordnungsamt, Feuerwehr und Polizei klingeln die Bewohner raus, ein Johanniter-Fahrzeug fährt durch die Quartiere, Lautsprecherdurchsagen ertönen.
Weiter nördlich, an der Maria-Kunigunda-Grundschule, richten sie ein Not-Quartier ein für die vielen alten Leute im Stadtteil. Das evangelische Altenzentrum Emscherpark ,an der Lohwiese 20, muss geräumt werden. Betroffen sind 120 Senioren. Mit Evag-Bussen werden die Bewohner zur Grundschule gefahren. Wer nicht mehr gehen kann, wird ins Marienhospital gebracht. Viele Rollstuhlfahrer müssen versorgt werden, die Entschärfung der Bombe verzögert sich entsprechend.
An den Absperrungen, besonders in Richtung Autobahn, drehen die schweren 40-Tonner um, die auf die A 2 in Richtung Osten wollten; auf der Altenessener Straße bilden sich lange Rückstaus.
Sprengmeister Jost Leisten (55) aus Düsseldorf braucht für die Bombe nur 15 Minuten, um 15.53 Uhr ist die Gefahr gebannt. „Eine Entschärfung wie jede andere auch“, sagt der Profi vom Kampfmittelräumdienst. Etwas Rost am Zünder erschwerte ihm die Arbeit ein wenig. Ansonsten kann Leisten der neuen Richtlinie, dass sofort evakuiert werden muss, durchaus etwas Positives abgewinnen: „Die Bürokratie entfällt, die Leute fühlen sich schnell wieder sicher.“