Zwei Jahre forschen sie mittlerweile, nun liegen erste Ergebnisse des durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt „Sichere Ruhr“ vor. „Das Baden in der Ruhr und im Baldeneysee ist grundsätzlich möglich, aber nicht immer und überall“, sagt Projektsprecher Dr. Wolf Merkel, technischer Geschäftsführer beim Mülheimer IWW Zentrum Wasser. Wie alle Gewässer enthalte auch die Ruhr Mi­kroorganismen, die un­ter Umständen Krankheiten auslösen können. Die NRZ sprach mit Merkel über das Zwischenergebnis, mögliche Badeorte im Stadtgebiet, die Idee einer Badeampel, ei­ner Bade-App und darüber, wie es nun weiter gehen muss, damit das Baden in Ruhr und im Baldeneysee offiziell erlaubt werden kann.

Über zwei Jahre forschen Sie bereits zum Baden in der Ruhr. Wobei liegt dabei ihr Augenmerk?

Wir haben uns vorgenommen, eine hygienische Bewertung der Situati­on im Gewässer und seinen Stauseen zu erstellen. Die Grundlage dafür ist ein umfangreiches Messpro-

gramm. Über 18 Monate haben wir an Standorten zwischen Essen-Steele und Mülheim-Styrum alle zwei Wochen

Proben genommen und sie anschließend im Labor untersucht.

Wonach haben Sie die Wasserproben untersucht?

Wir haben nach Kolibakterien gesucht, die in der Badegewässerordnung fürs Land NRW angegeben sind, und ebenfalls nach Viren und Enterokokken. Auch auf Vogelpa­rasiten, die bei den Badenden zum Teil unangenehme Ausschläge verursachen können, haben wir die Wasserproben getestet.

Was konnten Sie dabei feststellen?

Alle gesuchten Mikroor­ganismen haben wir in den Proben finden können, was jedoch nicht überraschend war. Denn sie lagen in un­terschiedlichen Konzentrati­onen vor. Dabei haben wir erkannt, dass die Witterung einen wesentlichen Einfluss auf die jeweiligen Konzentrationen hat. Bei oder nach Regen sind sie deutlich höher, in Trockenperioden geringer. So haben wir bei Trockenheit nur geringe Konzentrationen von Kolibakterien festgestellt, bei Regen mehrere 10.000 Organismen pro 100 Milliliter. Bei Enterokokken war es ähnlich: Rund 100 Organismen fanden wir bei Trockenheit, bei oder nach Regen war es fast das Zehnfache. An fünf von zwölf Probetagen haben wir außerdem verschiedene Viren in höheren Konzentrationen festgestellt, jedoch nicht in Trockenperioden. Vogelparasiten fanden wir ebenso an einigen Stellen, vor allem dort, wo es Wasserpflanzen gibt.

Wie kommen diese Mikroorganismen und Viren ins Ruhrwasser?

Zum einen sorgen Wild, Vögel und Kühe dafür, dass Keime in Oberflächengewässer eindringen. Selbst bei guter Landluft gelangen Bakterien über die Gülle ins Wasser. Wesentlich stärker ist der Einfluss auf das Wasser in dicht besiedelten Gebieten, zum Beispiel durch die Einleitung von gereinigten Abwässern aus Kläranlagen, Wasser aus Kana- lisati­onen oder Regenüberlaufbecken, aus Abläufen von landwirtschaftlichen Flächen oder Straßen. Wir haben ebenfalls untersucht, ob die Werte in der Nähe von Vogelschutzgebieten höher sind. Unsere Messungen haben Derartiges nicht ergeben, was uns verwundert hat.

Haben Ihre Ergebnisse Auswirkungen darauf, wie das Ruhrwasser als Trinkwasser zu bewerten ist?

Wir haben uns natürlich in diesem Komplex mit der Trinkwasserqualität beschäftigt. Alle Mikroorganismen, die gefunden wurden, werden bereits in der ersten Aufbereitungsstufe entfernt – der Rest zuverlässig in der weiteren mehrstufigen Ruhrwasseraufbereitung. Zudem wurden alle Grenzwerte eingehalten.

Wie soll es nun weiter gehen?

Will man die hygienische Situation verbessern, muss man an allen genannten Punkten ansetzen.