Sozialverbände und Hartz-IV-Beratungsstellen üben weiter Kritik am städtischen Jobcenter: Eine Studie des „Arbeitskreises Grundsicherung und Sozialhilfe“ attestiert der Behörde in wichtigen Bereichen Untätigkeit und Unzuverlässigkeit. Sie prangert vor allem die schlechte Erreichbarkeit und Verzögerungen bei der Leistungsbewilligung an.
Die Verantwortlichen berufen sich dabei auf eine Umfrage unter Arbeitslosen. Der Kreis hatte in Beratungsstellen Fragebögen ausgelegt. 354 Menschen beteiligten sich. Die Umfrage ist nicht repräsentativ.
Besonders unzufrieden zeigen sich die Betroffenen mit der telefonischen Erreichbarkeit der Sachbearbeiter. 131 Arbeitslose vergaben in dem Punkt die (schlechteste) Note 6. Erika Biehn vom Verband Alleinerziehender Mütter und Väter: „Die meisten Sachbearbeiter halten ihre Durchwahl geheim. Und wer die Hotline anruft, erreicht entweder niemanden, oder die Gesprächspartner haben keine Ahnung.“ Leistungsempfänger hätten so keine Möglichkeit, Probleme schnell zu klären. Der Arbeitskreis fordert die Veröffentlichung der Telefonnummern. Jan Häußler, Fachanwalt für Sozialrecht, beklagt, im Jobcenter herrsche eine „Kultur der Gesprächsverweigerung“: „Jeder Antrag, der nicht entgegen genommen wurde, ist ein finanzieller Erfolg für das Amt.“ Der Umfrage zufolge soll es immer wieder vorkommen, dass Anträge und eingereichte Nachweise von Hartz-IV-Empfängern verloren gehen. 138 Essener erklärten, sie hätten schon Papiere mehrfach abgeben müssen. „Dies lässt an einem sachgerechten Umgang der Jobcenter mit eingehender Post zweifeln“, so der Arbeitskreis.
Auch der Umgangston missfalle vielen Arbeitslosen. 61 beschwerten sich über besonders unfreundliche Ansprechpartner. In der Studie heißt es: „Das Ergebnis deutet darauf hin, dass ein hoher Anteil ,Kunden’ sich durch Ton und Ausdrucksweise in den Jobcenter-Geschäftsstellen abgewertet und nicht mit Respekt behandelt fühlt.“
Seit 2012 ist das Jobcenter in städtischer Hand. Im ersten Jahr der Umstellung gab es massive Probleme mit langen Bearbeitungszeiten. Schon damals hagelte es Kritik an der schlechten Erreichbarkeit der Behörde.