Wenn es nach Wolfgang Weber ginge, dem Aufsichtsratschef der Essener Verkehrs-AG (Evag), würde das Unternehmen in diesem Jahr noch deutlich mehr als zwölf Millionen Euro in den Ausbau des Streckennetzes investieren. Doch so einfach ist das nicht: Denn bis 2022 steht der gesetzliche geforderte barrierefreie Umbau zusätzlich im Investitions-Programm. Dessen Kosten belaufen sich für Essen auf insgesamt 248 Millionen Euro. Woher das Geld dafür kommen soll, ist zurzeit völlig offen. „Wir arbeiten in kleiner Dosierung aufs Ziel hin“, sagt Evag-Vorstandschef Michael Feller. Zu schaffen ist der 100-prozentigen barrierefreie Umbau bis 2022 ohnehin nicht, nicht in Essen und nicht anderswo, selbst wenn das Geld vorhanden wäre: Die planerischen Kapazitäten reichen bei der Evag dafür schlicht nicht ansatzweise aus.

Daher schaut Feller lieber auf das, was machbar ist, mit Vertretern der SPD-Ratsfraktion bei einem Ortstermin an der Ecke Schederhof, Frohnhauser Straße. Bis Oktober soll auf der derzeit wichtigsten Evag-Baustelle alles fertig sein und eine neue Streckenführung den unweit gelegenen Knotenpunkt Helenenstraße entzerren: „Die meistbefahrenste Straßenbahn-Straße in Europa“, sagt Weber. Der Umbau der Frohnhauser Straße für die neue Führung der Linie 109 über den Berthold-Beitz-Boulevard zurück zur Martin-Luther-Straße bedeute, so Feller, „ei­nen erheblicher Qualitätsgewinn“. Dies solle sich nicht allein auf die Pünktlichkeit der 109 auswirken: „Alle anderen Linien werden auch profitieren.“ Umgebaut wird barrierefrei, „so bündeln wir Synergien und sparen Kosten“, sagt Feller. Alleine zehn Millionen Eu­ro investiere man im Großprojekt Frohnhauser Straße, die Haltestellen Schederhofstraße, Frohnhauser Straße und Alfred-Krupp-Schule werden barrierefrei.

Dies könne nur ein Anfang sein, meint der SPD-Fraktionsvorsitzende Rainer Marschan: „Die Anbindung des M1-Gewerbeparkes, des Stadion Essen und der nördlichen Gewerbeflächen bis zur Kanalzone durch die Linie 109 muss ebenso geprüft werden.“ Alles schöne Zukunftsmusik, da ist man sich auf Seiten der Evag sicher, wie auch die SPD-Forderung nach einer oberirdischen Linienführung bis hin zum Hauptbahnhof und zur Hachestraße. Dass man, anders als in Mülheim, strikt gegen ei­nen Ausstieg aus der Straßenbahn argumentiert, freut Feller dann doch.