Katernberg. . Entertainer Thomas Glup erinnert charmant an das „Alte Essen“: Nicht nur mit Katernberger Ortsschwäche bringt er sein Publikum zum Lachen.

In Erinnerungen schwelgen und dabei herzhaft lachen: Das war bei Thomas Glups Lesung angesagt, zu der der Freundeskreis Stadtteilbibliothek in das Louise-Schröder-Sozialzentrum eingeladen hatte. Knickerwasser, Klümpkesbuden und Klüngelskerl sorgten dabei für „Aaaaahs“ und „Ooooohs“ im Publikum.

Thomas Glup ist ein Tausendsassa. Eigentlich ist er Schreibtischtäter, arbeitet seit Jahrzehnten als Beamter im örtlichen Rathaus. Doch ausgelastet hat ihn das offenbar nie. Schon als Schüler stand er in zahlreichen Stücken auf der Bühne der Aula seines Gymnasiums. Nach dem Abitur gründete er sein eigenes Theaterensemble: Glups Revierbühne. Inzwischen ist er einziges Stamm-Ensemblemitglied des Theaters im Rathaus, macht dort Heinz-Erhardt-Abende, Lesungen und spielt in Komödien die Hauptrolle.

Doch damit nicht genug: Touristen und lernbegierige Essener führt er durchs Rathaus oder durch die Stadt. Und er macht Lesungen über das „Alte Essen“ – und eben eine solche stand auch in Katernberg auf dem Programm.

„Ich muss ja gestehen, dass Katernberg zu den Stadtteilen gehört, die ich nicht so gut kenne“, so der Entertainer aus – wie er selbst so schön formuliert – „dem Kurort Bad Freisenbruch“. „Irgendwie enden Fahrten Richtung Norden meist bei Zollverein.“ Böse darüber sind ihm die meist älteren Zuschauer im ausverkauften Saal deswegen nicht. Dafür sorgt schon sein Charme alter Schule, den er an den Tag legt: Mal galant, mal nonchalant erinnert er an Meister wie Peter Frankenfeld oder Hans-Joachim Kuhlenkampff und begeistert damit eben die, die an solcherlei Unterhaltung die besten Erinnerungen haben.

Umso mehr entzückt er sein Publikum, als er Kindheitserinnerungen aus den 1920er- und 1930erJahren weckt: etwa als der Klüngels­kerl – wie ein Schrottsammler einst genannt worden ist – sich noch selbst pfeifend mit seiner Karre ankündigte. Oder als das Kreiselspiel „Pitschendopp“ zu einer der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen der „Blagen“ auf der Straße gehörte. „Schabbeln war etwas anderes“, meint ein Zuschauer, dem dabei offenbar ein anderes beliebtes Schulhofspiel in den Sinn gekommen ist. Doch Glup geht es genau so – und da er noch nie jemand war, der sich akribisch ans Skript hält, nutzt er die Gelegenheit, eigene Kindheitserinnerungen zum Besten zu geben. „Richtig ab ging es beim Völkerball“, sagt er, „mein Sportlehrer auf der Wolfskuhle hat das immer Affentennis genannt.“

Es sind diese Ausbrüche aus dem Text, die Glups Programme so unverwechselbar und unterhaltsam machen – und auch an diesem Abend bestimmt mehr als 50 Prozent der Vorstellung ausmachen. Und so berichtet er über eine Stadtführung mit einer Gruppe Kölner, die über den vergleichsweise kleinen Essener Dom lachten. „Wenigstens ist unser fertig“, habe er gekontert.

Schließlich lamentiert er noch über die modernen Zeiten, in denen man statt „zwergenwüchsig“ „vertikal herausgefordert“ sagen sollte, und stellt fest, dass Namen wie Wilfried oder Erwin einem „Schantallismus“ zum Opfer gefallen sind. Zustimmung und Lacher erntet er fast bei jeder Anekdote und Pointe.

Keine Frage, Glup versteht es, das Programm ideal auf sein Publikum zuzuschneiden. So stört es niemanden, dass er die Uhr nicht im Blick hat und überzieht – aber das konnten die Entertainer aus der guten, alten Zeit ja ebenso gut.